Perry Rhodan: SOS aus dem Weltall

Die Erkundung eines großen Rohstoffvorkommens auf dem Mond, dies ist die Mission, mit der die Astronauten der Organisation Intercosmos betraut sind.

Doch für Perry Rhodan und seine Crew ändert sich die Routinemission innerhalb von Augenblicken zum größten Abenteuer, das sich Menschen vorstellen können: Man findet ein havariertes Raumschiff der Arkoniden auf dem Trabanten, die sich allerdings als recht umgänglich erweisen.

Kein Wunder, denn die Fremden brauchen Hilfe. Crest, einer der führenden Wissenschaftler der Arkoniden, ist an Leukämie erkrankt und erwartet den Tod. Doch auf der Erde gibt es eine Heilungsmöglichkeit. Nach einigen Verhandlungen kann Perry Rhodan die Kommandantin Thora davon überzeugen, mit einem Beiboot auf der Erde zu landen. Perry ahnt dabei nicht, dass einer aus seiner Crew für eine kriminelle Vereinigung arbeitet, die sich die Rohstoffe des Mondes unter den Nagel reißen wollten. Aber auch wenn die Expedition ein Fehlschlag war, die Verbrecher ‚begnügen‘ sich gerne auch mit der arkonidischen Technik, mit der sie jede Menge Schaden anrichten können.

Als das Beiboot der Arkoniden auf der Erde landet, werden Rhodan und seine Freunde bereits von finsteren Elementen erwartet…

Klingt bekannt, oder? Aus heutiger Sicht könnte man sagen, dass man sich schon in den sechziger Jahren an das Konzept herangetraut hat, mit dem sehr viel später PERRY RHODAN Neo zum Erfolg geführt wurde.

Doch bei genauerer Betrachtung handelt sich um nichts anderes als die Story von PERRY RHODAN – SOS aus dem Weltall, der berühmt-berüchtigten Serienverfilmung aus dem Jahr 1967. Bis heute ist der Streifen ein wunder Punkt in der Geschichte der größten Science Fiction-Serie der Welt, und auch der Grund, warum die Macher nie mehr den Sprung auf die große Leinwand gewagt haben.

Kein Wunder, SOS aus dem Weltall ist nicht nur ein Kind seiner Zeit, sondern auch ein gutes Beispiel dafür, wie man ein lukratives Franchise verwurschteln und in den Sand setzen kann. Aus Kostengründen wurde die Handlung auf eine krude Krimistory reduziert, in der sich Perry nicht mit kosmischen Problemen, sondern vielmehr mit dubiosen Gangstern herumschlagen muss, die nicht nur an Thoras Wäsche wollen.

Hervorstechend ist auch die absolut hundige Tricktechnik, die eigentlich nur noch von der unfreiwilligen Komik der recht hölzernen Darsteller übertroffen wird.

Und schon bewegt man sich wieder in einem Bereich, in dem aus etwas Schlechtem etwas fast schon wieder Gutes wird. SOS im Weltall ist aus heutiger Sicht so trashig, dass er, wenn man ihn als Parodie sieht, einigermaßen erträglich ist. Immerhin können die dümmlichen Sprüche, die nicht von ungefähr an die Terence Hill-Bud Spencer-Streifen erinnern, ein leichtes Schmunzeln hervorrufen, und Thoras eng anliegenden Ganzkörperkondome haben auch heute noch einen gewissen Schauwert. Wem das dann noch nicht tief genug ist, der kann ja dann auf Stufe vier gehen.

Werbung aller Art war auch schon in den sechziger Jahren ein überaus starkes Instrument. Da machte SOS aus dem Weltall keine Ausnahme, da der Film damals sehr intensiv beworben wurde.

Natürlich musste auch ein Roman zum Film her, für den Clark Darlton als Autor ausgewählt wurde. Ein recht undankbare Aufgabe für den Mitschöpfer der Serie, aber nicht unlösbar.

Tatsächlich unterscheidet sich die Novellierung in einigen Punkten deutlich von der filmischen Vorlage. Ernsting gelingt es, die etwas chaotische Handlung mit einem gehörigen Schuss PR-Feeling zu versehen, was auch meistens klappt. Er versucht sich etwas mehr der Serie anzunähern, was den Roman durch sein handwerkliches Geschick lesbar macht.

SOS aus dem Weltall gehört sicherlich nicht zu den Highlights aus dem Oeuvre des Autors, ist aber aus heutiger Sicht ein Blick auf eine alternative Realität rund um PR. Einem Grundgedanken, dem sich der Autor lange Zeit später in seinem Planetenroman Eine andere Welt erneut zuwenden sollte.

Auch in Bezug auf die Realisierung von PERRY RHODAN Neo kann man dem Roman zu SOS aus dem Weltall einiges abgewinnen, denn Clark Darlton hat seinen Job sehr gut gemacht.

Erschienen ist Darltons Novelisierung erstmals als Taschenbuch im Jahr 1967. Danach verschwand der Roman lange in der Versenkung, wurde so zu einem sehr beliebten Sammlerobjekt. Erst im Mai 2014 erfolgte eine Neuauflage innerhalb der Planetenroman-Taschenheft-Reihe, die allerdings gleichzeitig auch ihr vorläufiger Schlusspunkt war. 2015 wurde die Reihe in einer neuen Form vom Zaubermond Verlag wieder aufgenommen.

Da SOS aus dem Weltall vom Umfang her nicht ausreichend für das vorliegende  Taschenheft bzw. E-book war, wurde als Extra die thematisch sehr passende Kurzgeschichte Der Flug nach Eden hinzugefügt. Mit ihr wird eine kleine Lücke innerhalb der Serie geschlossen, vor allem in sehr menschlicher Hinsicht.

Abgerundet wird alles noch mit einem sehr interessanten Nachwort von Rainer Nagel, das mit sehr vielen Informationen rund um den Film und den Roman aufwarten kann. Auch Der Flug nach Eden wird intensiv beleuchtet, da die Story innerhalb der Serie eine kleine Sonderstellung einnimmt.

Mit PERRY RHODAN – SOS aus dem Weltall wird eine Lücke geschlossen, die sehr lange offen war. Auch fast fünfzig Jahre später ist der Roman von Walter Ernsting immer noch lesbar, was auch an der liebevollen Bearbeitung von Rainer Nagel liegt, der einmal mehr eine hervorragende Arbeit geleistet hat.

Hinzu kommt noch ein sehr ansprechendes Cover von Dirk Schulz und Horst Gotta, das eher an ein schönes altmodisches Filmplakat erinnert, wie es der Film eigentlich nicht hatte. Insgesamt also eine sehr runde Sache, die nicht nur aus Sammlergründen für jeden Fan interessant ist.

PERRY RHODAN Planetenroman
Band 30:
SOS aus dem Weltall von Clark Darlton
erschienen im Pabel-Moewig Verlag KG/Rastatt im Mai 2014
ISBN (E-Book): 978-3-8453-3287-1