Juan „Johnnie“ Rico meldet sich nach seine Abschluss an der High School freiwillig bei der Mobilen Infanterie. Vor allem soll dies dazu dienen, dass er seine Bürgerrechte, wie beispielsweise sein Wahlrecht, uneingeschränkt nutzen kann. Er geht schon bei der Ausbildung durch eine menschenverachtende Maschinerie, die sich unter dem militärischen Deckmantel verbirgt. Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Sie werden zwar verurteilt, aber dennoch stillschweigend zugelassen, denn ein Mensch, der nicht gedient hat, ist ein Mensch zweiter Klasse. Sollte ein Rekrut versagen, so wird das in seiner persönlichen Akte vermerkt.
Doch Ricos Ausbildung bekommt eine tiefere Dimension als die Menschen auf einen Gegner treffen, die sich radikal gegen sie zur Wehr setzen: arachnoide Wesen, die von den Soldaten einfach nur Bugs genannt werden. Es entbrennt ein gnadenloser Krieg, der mit der größten Härte geführt wird, denn es geht dabei um die pure Existenz…
Starship Troopersist sicherlich Robert A. Heinleins umstrittenster Roman. Für die einen ist er eine warnende Mahnung gegen die Sinnlosigkeit des Krieges, für andere ein faschistisches Machwerk eines kranken Geistes. Tatsächlich wartet der Roman in seiner Erzählweise mit einer Glorifizierung der Mobilen Infanterie auf, die einem sehr bitter aufstößt. Im Verlauf des Romans verändert sich die Rolle des Erzählers vom wenig kritischen Jugendlichen zu einem knallharten Komisskopf, der nur seine Befehle ausführt und nicht hinterfragt. Dabei treten Nuancen zu Tage, die man eigentlich von einem SF-Roman nicht erwartet. In einer Gesellschaft, in der das Auspeitschen von Soldaten oder „freien“ Bürgern zu Tagesordnung gehört, wird Gewalt gegen Personen einfach hingenommen. Wer kein gedienter Veteran ist, besitzt zwar Bürgerrechte, aber nicht im vollen Maße. Nur wer sich bei Militär verdient gemacht hat, kann staatliche Ämter antreten, während die anderen sich mit anderen Posten begnügen müssen. Auch die Einstellung gegenüber dem außerirdischen Gegner stellt sich als äußerst Fragwürdig heraus. Es wird nicht genau darauf eingegangen, wie der Konflikt begonnen wurde. Aber es steht fest, dass die Bugs ausgerottet werden müssen, weil sie den gleichen Lebensraum wie die Menschen teilen. Man könnte dies alles als eine kranke Phantasie abtun, wenn hinter den Zeilen nicht erschreckende Körnchen Wahrheit stecken würde. Eine Gesellschaft, in der nur der Mann etwas gilt, der beim Militär gedient hat, hat es in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg gegeben. Wer kennt nicht das Zitat aus Zuckmayers Hauptmann von Köpenick: „Haben Sie gedient!“ Ebenso findet man ähnliche Charaktere wie Feldwebel Himmelstoß aus Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues in Heinleins Roman. Allerdings bleibt bei Heinleins Roman unklar, ob er nun das Militär glorifiziert oder anprangert. Gerade bei einem amerikanischen Autor ist das schwer zu sagen, denn die Einstellung von Johnnie Rico erinnert stark an jene, die ein US-Marine oft an den Tag legt. Die Ausbildung der sogenannten „Ledernacken“ auf Parris Island ähnelt der, die Rico in dem Roman durchmachen muss. Dies macht klar, welches Vorbild Robert A. Heinlein beim Schreiben von Starship Troopers im Hinterkopf hatte. Und an dieser Ausbildung hat sich bis heute nicht viel geändert. Wenn man sich das vor Augen hält, dann gewinnt der rund 50 Jahre alte Roman in der heutigen Zeit an erschreckender Aktualität. Im frühen 21. Jahrhundert befindet sich Johnny Rico nicht auf der fernen Welt Klendathu, sondern patrouilliert durch Bagdad. Einmal mehr wurde die Science Fiction von der Realität eingeholt.
Eines kann man über Sternenkriegersagen: Er ist einer der wichtigsten Romane der Science Fiction. Gleichzeitig bleibt er auch lange Zeit nach seiner Entstehung ein kontroverses Produkt, das zeigt, wie militärische SF aussehen kann. Den Leser beschleicht beim Genuss des Romans oft ein ungutes Gefühl, vor allem dann, wenn sich Heinlein seitenweise über Moralvorstellungen einer Gesellschaft auslässt, die menschenverachtender nicht sein kann. Beklemmend an der Sache ist nur, dass dies gar nicht soweit hergeholt ist.
Ebenfalls interessant gestaltet sich ein Vergleich von Sternenkrieger mit anderen Werken Heinleins. Vor allem der zwei Jahre später entstandene Stranger in a Strange Land unterscheidet sich von seiner politischen Prämisse deutlich von dem hier besprochenen Roman. Heinlein propagiert dort schon 1961 freie Liebe, den Genuss von bewusstseinserweiternden Drogen und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Dinge, die in den späten 60er Jahren eine große Bedeutung in der Kultur gewinnen und eine eigene Bewegung hervorrufen werden. Diese Tatsache macht Sternenkrieger noch eine Stufe kontroverser
Die Verfilmung von Starship Troopers durch den niederländischen Regisseur Paul Verhoeven hat eigentlich nicht viel mit der Vorlage gemein. Sie bedient sich zwar einiger Motive, vor allem was die Action angeht, zeichnet aber ein anderes Bild der totalitären Gesellschaft, in der Johnnie Rico lebt. Er überzieht seine Sichtweise teilweise so extrem, dass man vieles, was er einbrachte (man schaue sich nur die Uniformen der Soldaten im Film an), als tiefschwarze Satire sehen kann. Aber ähnlich wie seine Vorlage ist auch er mit Vorsicht zu genießen.
Sternenkrieger
von Robert A. Heinlein
Originaltitel: Starship Troopers
erschienen bei Bastei-Lübbe im Jahr 1982
ISBN: 3-404-24001-4
Umfang ca. 305 Seiten