Auf Sirsa III, ein Planet, der von einer Bergbaugesellschaft ausgebeutet wird, stößt man bei Arbeiten auf einer Bohrinsel auf ein uraltes Raumschiff, das nicht nur diese zerstört, sondern auch die von der Föderation unabhängige Kolonie angreift. Da sich der Gegner als zu stark erweist, ruft die Gouverneurin die Sternenflotte zur Hilfe. Diese sendet die USS SHENZHOU unter Captain Philippa Georgiou aus, um nach dem Rechten zu sehen. Tatsächlich wird auch das Sternenschiff mit wirkungsvolleren Waffen angegriffen. Aufgeschreckt durch die von der SHENZHOU gesandten Daten, entscheidet sich der Föderationsrat für die Entbehrlichkeit der Kolonie und kommandiert zusätzlich von die USS ENTERPRISE unter dem Kommando von Captain Christopher Pike dorthin. Sein Befehl ist es, zusammen mit der SHENZOU den Aggressor um jeden Preis zu vernichten, egal ob der Planet zusammen mit der Kolonie zerstört ist. Diese Situation ruft nicht nur einen Konflikt zwischen den beiden Kommandanten aus, sondern auch mit den Kolonisten, die um ihr Überleben kämpfen. Gleichzeitig entdeckt Lieutenant Michael Burnham, Erster Offizier der SHENZOU, eine mögliche Lösung, deren Folgen weniger fatal sind. Dazu müssen allerdings die Besatzungen der beiden Raumschiffe zusammenarbeiten. Für Burnham bedeutet das eine Zusammenarbeit mit Mr. Spock, dem Sohn ihres Mentors Sarek. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, dessen Ausgang ungewiss ist…
Lange ist her, seitdem eine Star Trek-Fernsehserie ihren Weg in die TV-Landschaft gefunden hat. Nach dem Ende von Star Trek: Enterprise stand die Zukunft des Franchise buchstäblich in den Sternen. Doch Legenden sind nur schwer tot zu kriegen und manche Sachen brauche eben ihre Zeit. So war die Ankündigung einer neuen Star Trek-Serie schon eine Überraschung. Aber der Erfolg des Reboots im Jahr 2009 zeigt, dass immer noch Potential in Gene Roddenberrys Schöpfung steckte. Allerdings wollte man für die neue Serie nicht in die sogenannte Kelvin-Zeitlinie eintauche, sondern im alten Universum weitermachen. Die Macher entschieden sich für eine Periode ein Jahrzehnt vor den Abenteuern von Captain James T. Kirk und seiner Crew. Den Hintergrund sollte der Krieg mit den Klingonen bilden und auch für ein neues Raumschiff war eine neue Rolle vorgesehen. Was sich zuerst gut las, erwies sich als eine Sache, die lange herausgezögert wurde. Eigentlich sollte Star Trek: Discovery als eines der beiden Flaggschiffe des Streamingportals CBS All Access dienen. Aber schon in der Vorproduktion gab es im Hintergrund einige Querelen, die erst mit dem Weggang des Showrunners Bryan Fuller endeten. Tatsächlich kam danach die Produktion ins Rollen. Außerdem hatte man mit Netflix einen starken Partner gewonnen, der den zeitnahen, weltweiten Vertrieb der Serie garantierte.
Tatsächlich hat sich die Serienlandschaft seit dem Ende von Star Trek: Enterprise im Jahr 2004 stark verändert. Schon lange haben die großen Networks ihre Vorherrschaft an Pay-TV-Sender und Streamingportale abgegeben. Vor allem HBO und Netflix haben dabei vorgemacht wie man aufwendige Serien den Zuschauern näherbringen kann. Schon bei den ersten Folgen von Star Trek: Discovery fällt auf, dass man hier einen Weg geht, der sich von den Vorgängern unterscheidet. Nicht eine Crew mit ihrem Schiff steht im Vordergrund, sondern Michael Burnham. Die junge Frau, teilschuldig an dem offenen Ausbruch des Konflikts mit den Klingonen, ist eine ungewöhnliche Figur mit Ecken und Kanten. Erzogen von Spocks Vater Sarek und seiner Frau Amanda, ging die junge Frau nicht den Weg über Starfleet Academy, sondern wurde von dem vulkanischen Botschafter gleich in die Hände von Captain Georgiou übergeben. Dies führt zwangsläufig zu zahlreichen Konflikten wie dem mit dem Wissenschaftsoffizier Saru, mit dem Michael öfter im Clinch liegt.
Die Ereignisse aus den ersten beiden Folgen, die aus Michael Burnham den ersten Meuterer von Starfleet machen, liegen in David Macks Roman noch ein halbes Jahr in der Zukunft. Wer also hier auf einen Auftritt des namensgebenden Raumschiffs wartet, wird auch hier enttäuscht werden. In Gegen die Zeit ist sie immer noch der Erste Offizier der USS SHENZOU.
David Mack ist bekannt für epische Abenteuer im literarischen Star Trek-Universum wie beispielsweise die Destiny-Trilogie, in der er die verschiedenen Serien in einem Handlungsbogen vereinigt hat. Ihm fällt die etwas undankbare Aufgabe zu, Discovery auch für den Leser interessant zu gestalten. Dabei muss er Aspekte aufzeigen, die in der Vorlage bisher nicht zur Sprache gekommen sind. Aber auch einiges an Hintergrundinformationen werden gegeben, von denen einiges am Anfang nur angedeutet wurde. Es werden auch einige Fragen beantwortet, die sich so mancher Fan mit Sicherheit gestellt hat. Beispielsweise wird kurz auf die unterschiedlichen Uniformen der Crews der SHENZOU und der ENTERPRISE eingegangen. Keine Sekunde verliert er weder seine Geschichte noch seine Charaktere aus den Augen. Es gibt eine Fülle von Konflikten, mit denen die Handlung vorangetrieben wird. Sei es nun die Konfrontation zwischen Pike und Georgiou oder die Kolonie, deren Schicksal am seidenen Faden hängt. Außerdem ist das noch dieser merkwürdige Koloss, der mit immer fortschrittlicheren Waffen die beiden Föderationsschiffe in Bedrängnis bringt.
Auffallend ist dabei, ähnlich wie bei der Serie, wie auf die Grundsätze der Föderation gepfiffen wird. Die Oberste Direktive ist zwar vorhanden, wird aber hier nicht geachtet, da die Bedrohung schwerer zu wiegen scheint. Vielmehr zeigt sich Captain Pike als leicht schießwütiger Befehlsempfänger, der gleich schon am Anfang Sirsa III vernichten will. Ohne Rücksicht auf die dort lebenden Kolonisten. Das verursacht schon das ein oder andere Stirnrunzeln beim Lesen.
Mack hat aber seine Charaktere im Griff. Vor allem das Aufeinandertreffen und die Zusammenarbeit von Spock und Michael Burnham erweist sich sehr geschickt geschrieben. Der Autor erfindet mit Sicherheit das Rad nicht neu, bietet allerdings einen sehr soliden Roman, in dem er die neuen und bekannten Handlungsträger gut charakterisiert. Das ist alles gut und schön zu lesen, aber grade bei den gegebenen Informationen fragt man sich wie groß ihre Tragweite ist. Die Star Trek-Romane gehören nicht zum offiziellen Kanon des Franchise.
Dennoch macht es Spaß einen Blick auf diesen neuen Handlungsstrang von Star Trek jenseits des Bildschirms zu werfen. Mack trifft seine Charaktere sehr gut und die Geschichte selbst gewinnt in ihrem Verlauf einiges an Fahrt. Gegen die Zeit ist ein absolut lesbarer Roman, den man durchweg empfehlen kann.
Star Trek: Discovery
Gegen die Zeit
von David Mack
übersetzt von Helga Parmiter
erschienen bei Cross Cult im Oktober 2017
Umfang: ca. 380 Seiten
ISBN: 978-3-95981-190-3
ISBN [E-Book]: 978-3-95981-191-0