Revisited: Perry Rhodan: Kosmos-Chroniken – Band 1: Reginald Bull

Reginald Bull ist nicht nur einer der ältesten Freunde von Perry Rhodan, er ist auch eine der Hauptfiguren innerhalb der Serie, die eine interessante Entwicklung durchmachten. Anfangs auf den Sofort-auf-dumm-Schalter ambitioniert wurde aus ihm nach und nach der vollwertige Vertreter seines Freundes, was allerdings auch zur Folge hatte, dass er immer seltener in den Romanen auftauchte. Schließlich musste ja jemand die Stellung halten, wenn Perry sich mit dem Rest seiner Gefährten im Kosmos herumtrieb. Doch spätestens im Aphilie-Zyklus trat er in ein anderes Licht, als er sich als Bösewicht entpuppte, seinen Freund als Großadministrator stürzte und ihn mit der SOL verbannte. Anders als bei den anderen Aktivatorträgern reagierte sein Zellaktivator auf die sechsdimensionale Strahlung der Sonne Medaillon, was ihn zum Aphiliker machte. Ein Zustand, der nach einigen Bänden natürlich behoben wurde. Und genau diese Situation bildet die Rahmenhandlung von Huber Haensels Roman über den ehemaligen Solarmarschall.

Beginnend im Jahr 3580 werden zahlreiche Ereignisse aus dem Perryversum aus der Sicht Bullys erzählt. So erfährt man einiges über die Zeit vor dem Start der STARDUST, über die Entstehung der EXPLORER-Flotte oder auch über seine große Liebe, die er unter dramatischen Umständen verliert. Überhaupt schein Reginald Bull, neben Atlan, einer der wenigen Unsterblichen zu sein, der über ein reges Liebesleben verfügt und auch auf einige Nachkommen zurückblicken kann.

Nun, Scherz beiseite. Autor Hubert Haensel, der unter anderem auch für die Bearbeitung der PERRY RHODAN Silberbände zuständig ist, geht sehr gut auf seinen Protagonisten ein. Zum einen vertieft er bekannte Fakten, zum anderen bringt er auch einige neue Facetten hervor, die für die Entwicklung des Charakters bis heute wichtig geblieben sind. Die Rolle als Vertreter Rhodans erfüllt Bully nicht ganz, was man schon relativ früh bemerkt. Aber sein Pflichtbewusstsein und seine Loyalität lassen ihn seine Aufgaben erfüllen. Oft ist er aber auch draufgängerisch, kann andererseits auch sehr bedacht vorgehen. Genau dieses Spiel macht einen großen Reiz an Haensels Roman aus. Man spürt wie sehr er sich mit seiner Hauptfigur auseinandergesetzt hat. Dazu benutzt er eben einen Streifzug durch die Geschichte des Solaren Imperiums, bei dem man sich nicht nur als PR-Fan gut aufgehoben fühlt. Haensel überflutet seinen Leser auch nicht mit einer immensen Datenflut, sondern lässt den Verfall des Solaren Imperiums vor den Augen seines Protagonisten geschehen.

Es ist rund 20 Jahre her, seitdem er erste Band der Kosmos-Chroniken erschienen ist. Damals habe ich das Buch verschlungen. Und anscheinend war ich da wohl nicht der einzige. Viele Fans fragten sich im Verlauf der Jahre, warum die zweibändige Reihe nicht als E-Book erschien. Im September 2021 hatte das Warten ein Ende. Leicht bearbeitet und mit einem schicken Cover von Arndt Drechsler-Zakrzewski wurde der Roman, zusammen mit dem zweiten Band über Alaska Saedelaere, veröffentlicht. Ein Grund für mich nach langer Zeit nochmal in den Roman reinzuschauen.

Meinen neuen, bzw. alten, Eindruck habe ich oben schon geschildert. Natürlich haben sich meine Lesegewohnheiten in den letzten 20 Jahren geändert, aber dennoch fand ich die erneute Lektüre immer noch faszinierend. Auch einige Parallelen zu Andreas Eschbachs Perry Rhodan: Das größte Abenteuer sind interessant und gefielen mir gut. Beides sind autobiografische Werke über fiktive Figuren eines gigantischen Romanuniversums, die beide zudem noch interagieren. Beide Werke ergänzen sich, auch wenn zwischen ihrer Entstehung eine lange Zeit liegt. Finde ich faszinierend.

Reginald Bull hat mir, auch nach rund 20 Jahren, ein großes Lesevergnügen bereitet und ist immer noch sehr empfehlenswert.

Perry Rhodan: Kosmos-Chroniken
Band 1: 
Reginald Bull
von Hubert Haensel
erschienen bei der Pabel-Moewig Verlag KG im September 2021
ISBN [E-Book]: 978-3-8453-3247-5
Mit einem Titelbild von Arndt Drechsler-Zakrzewski