50 Jahre Mondlandung – Zweifellos ein Jubiläum, das gefeiert werden muss. Immerhin handelt es sich dabei um einen der größten Erfolge, den die von extremen Kürzungen gebeutelte amerikanische Weltraumbehörde NASA in der Vergangenheit verbuchen konnte. Nach Einstellung des Shuttle-Programms ist sie ohnehin dazu verurteilt mehr Denkmalpflege als technische Innovation zu betreiben. Kein Wunder, bemannte Raumfahrt ist zu einem schier unbezahlbaren Luxusobjekt für die USA geworden. Viele interne Probleme haben eindeutig Vorrang und es ist keine Zeit für kostspielige Extravaganzen, die man vor der eigenen Bevölkerung nur unzureichend rechtfertigen kann. Um ihr ramponiertes Image etwas aufzufrischen veröffentlicht die NASA alle bisher gesammelten Daten und Aufzeichnungen von allen ausgeführten Projekten, um ihren einstigen Erfolg gebührend zu feiern. Dummerweise sind dabei auch welche, die eigentlich nicht für das Auge der Öffentlichkeit bestimmt sind. Aber aus Kostengründen war eine abschließende Beurteilung der Freigaben möglich.
Im speziellen Fall handelt es sich vor allem um einen merkwürdigen Mitschnitt des Funkverkehrs einer frühen Mondumkreisung, die einige Ungereimtheiten aufwirft. Nicht die Frage, ob die Landung von Apollo 11 ein Fake war, erregt die Gemüter, sondern vielmehr ob Armstrong und Aldrin wirklich die ersten Menschen auf dem Mond gewesen sind. Als bei der Pressekonferenz zum Jubiläum die entsprechende Aufzeichnung des sogenannten Muyshko-Fluges abgespielt wird und erste Fragen laut werden, gerät der Jerry Culpepper, der PR-Chef der NASA, in Erklärungsnot. Selbstverständlich waren die Astronauten von Apollo 11 die ersten auf dem Mond. Eine frühere Landung hat nie stattgefunden; oder vielleicht doch? Culpepper macht sich auf die Suche nach weiteren Hinweisen, um relativ schnell gegen eine Wand des Schweigens zu stoßen.
Gleichzeitig tritt der Milliardär Morgan Blackstone, der eine privat finanzierte Mondmission vorbereitet, auf den Plan. Er sieht in der Ratlosigkeit der NASA seine große Chance. Mit Hilfe der Aufzeichnung kann er für sein Projekt Werbung machen und gleichzeitig die amtierende Regierung unter Druck setzen. Auch er macht seine eigenen Recherchen, was ihm dadurch erschwert wird, dass viele der Beteiligten aus der Nixon-Periode entweder nicht mehr genug Hirnmasse für gehaltvolle Informationen haben oder einfach schon verstorben sind. Die Aktionen Blackstones bringen den amtierenden amerikanischen Präsidenten in Bedrängnis, nachdem die Nachfragen der Presse immer intensiver werden, stellt auch er über seinen Stab ebenfalls Nachforschungen an. Immerhin will er sich kurz vor den kommenden Wahlen nicht eiskalt erwischen lassen auch den amerikanischen Präsidenten auf den Plan treten. Alle drei stoßen bald die Bezeichnung Cassandra-Projekt. Sie ahnen dabei nicht, welche Tragweite ihre Nachforschungen noch haben werden…
In der Tat birgt die Geschichte von Jack McDevitt und Mike Resnick einiges Potential, was zu Anfang auch gut ausgeschöpft wird. Die Autoren versuchen dabei ihre Erzählebenen im Auge zu behalten, sei es nun das politische Ränkespiel um die amerikanische Weltraumbehörde oder die Machenschaften des pfiffigen Morgan Blackwood, der die Situation zu seinen Gunsten ausnutzen möchte. Garniert wird alles mit einer Verschwörungsgeschichte, die eine kleine Spur anders ist als die sonst gebräuchlichen.
Das hört sich auf den ersten Blick nach einer interessanten Mischung, was zumindest auch auf das erste Drittel des Romans zutrifft. Danach beginnt die Handlung zu lange auf der Stelle zu treten, um am Ende mit einem sehr durchsichtigen Plot aufzuwarten, der im Gesamtergebnis etwas zu unbefriedigend ist. Aber zumindest stilistisch kann der Roman punkten, was sich oberflächlich positiv anhört, aber für das Endergebnis nicht wesentlich maßgebend ist. Auch wenn die Story auf den ersten Blick einiges an Potential besitzt, so ist Das Cassandra-Projekt nicht mehr als ein SF-Roman von der Stange, der kein wirkliches Highlight darstellt. Schade.