James Bond: Skyfall

Die Mission von James Bond ist es in Istanbul an eine gestohlene Datei heranzukommen, in der sich die Namen aller Agenten befinden, die Undercover in diversen Terrororganisationen arbeiten. Es droht eine Katastrophe, wenn diese Daten veröffentlicht werden. Jahrelange Infiltrationsarbeit wäre umsonst, das Leben der Agenten keinen Pfifferling mehr wert. Obwohl Bond sich anstrengt gelingt es ihm nicht der Datei habhaft zu werden. Vielmehr wird sein Vertrauen zu M auf eine harte Probe gestellt, als diese im letzten Moment den Tötungsbefehlt für seinen Gegner gibt und der Superagent dabei angeschossen wird. Er beschließt danach für einige Zeit zu verschwinden.

Gleichzeitig gerät M unter Beschuss der englischen Regierung, wird aber auch nach einem Anschlag auf MI-6 von ihrer Vergangenheit eingeholt. Der sinistere Silva, der der Agentendatei habhaft geworden ist, steckt hinter diesem Anschlag. Das Computergenie droht damit die Liste zu veröffentlichen, wenn M sich nicht in seine Hände begibt. Guter Rat ist teuer, denn es gibt nur einen Agenten, der den Schurken aufhalten kann… Bond… James Bond!

Nach dem eher unbefriedigenden Ergebnis von Ein Quantum Trost stellte sich bei vielen Bond-Freunden die Frage, wie der weitere Weg des Franchises aussehen würde? Zwar hatte der 22. Bond sich an der Kinokasse als erfolgreich erwiesen, doch bei den meisten Fans war er durchgefallen. Etwas zu sehr hatte man sich an mittlerweile gängige Actionklischees, die bei den Jason Bourne-Filmen noch originell wirkten, aber irgendwie nicht richtig zu James Bond passen wollten. Quantum war überraschend unrund, was bei einem Regisseur wie Marc Foster eigentlich sehr ungewöhnlich war. Sicher, man bekam ein riesiges Actionfeuerwerk geboten, aber dennoch fehlte genau das, was den Charme von Casino Royale ausgemacht hatte.

Erschwerend hinzu kam auch noch die finanzielle Situation des produzierenden Studios MGM/UA, die sich zu einer drohenden Insolvenz zuspitzte. Von der Zahlungsunfähigkeit des ehemals größten Filmstudios der Welt waren jede Menge Projekte betroffen, von denen vielen wieder in den Schubladen der Produzenten verschwanden. Andere Vorhaben, deren Erfolg außer Frage stand, verzögerten sich. Vor allem die Realisierung der The Hobbit-Trilogie war davon betroffen, aber auch das James Bond-Franchise. Eine Tatsache, die den Machern hinter den Kulissen etwas mehr Zeit für die Überlegungen zu dem Film gab, der immerhin das 50jährige Jubiläum der Reihe repräsentieren sollte.

Hinter den Kulissen verlagerten sich die kreativen Kräfte etwas, denn nun nahm auch Darsteller Daniel Craig etwas mehr Einfluss auf seine Rolle. Schon in frühen Interviews ließ er durchblicken, dass es ihm lieber wäre, wenn sich seine Filme wieder etwas mehr den klassischen Filmen von Guy Hamilton oder Terence Young orientieren würden. Auch liebgewonnene Nebencharaktere wie Q oder Miss Moneypenny sollten wieder einen Weg in die Serie finden. Mit Sam Mendes fand man einen Regisseur, der nicht unbedingt für seine gigantischen Actionfilme bekannt ist. Der Macher von American Beauty, für den er auch einen Oscar gewonnen hat, war definitiv ein Wunschkandidat von Craig, da beide schon erfolgreich bei  Road To Perdition zusammengearbeitet hatten. Und mit Javier Bardem, ebenfalls ein Gewinner eines Academy Awards, hatte man auch einen Darsteller gefunden, der einem traditionellen Bond-Gegner das richtige Format geben konnte. Das ursprüngliche Drehbuch wurde wieder von Neal Purvis und Robert Wade verfasst, die abschließende Bearbeitung übernahm diesmal John Logan (Gladiator, Last Samurai). Dieser erwies als solcher Glücksfall, dass er für die nächsten beiden Bond-Filme komplett das Script übernehmen wird.

Nach allen Querelen im Hintergrund kam Skyfall Ende 2012 in die Kinos, wo er wie eine kleine Atombombe einschlug. Er erwies sich für die angeschlagene MGM/UA tatsächlich als die erwartete Cashcow. Er wurde nicht nur einer der erfolgreichsten Filme des Jahres, sondern wurde auch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter zwei Oscars und ein Golden Globe.

Tatsächlich orientiert sich Skyfall wieder etwas mehr an den klassischen Motiven der Serie. Daniel Craig wirkt wesentlich drahtiger als in seinen vorgegangenen Filmen, die Action ist wieder so wie man sie von einer Film dieser Art gewohnt ist und auch viele der liebgewonnen Elemente findet man wieder. Zwar kann niemand Desmond Llewelyn als Q wirklich ersetzen, aber Ben Whishaw gibt sein bestes den neuen Quartermaster von MI-6 als nerdigen Computerwiz zu spielen. Ebenfalls eine kleine Modernisierung hat Miss Moneypenny durchgemacht. Sie ist anfangs noch nicht die Vorzimmerdame von M, was der Figur einiges an Potential gibt. Außerdem erweist sich die Wahl von Naomie Harris für diese Rolle als wahrer Glücksgriff. Einen großen bereits besitzen auch einige sehr konsequente Subplots, deren Verlauf für den ein oder anderen Fand etwas schmerzhaft sind, aber dennoch ihren Reiz haben.

Als weiterer Glücksgriff erweist sich auch die Wahl von Thomas Newman als Komponist des Soundtracks. Er löst nach rund fünfzehn Jahren David Arnold ab, der wegen seiner Arbeit für die Olympischen Spiele 2012 in London diesmal keine Vertonung abliefern konnte. Newman setzt auf einen breiten orchestralen Sound, der stark an die Beiträge von John Barry zum Franchise erinnert. Aber auch wenn er auf die klassischen Motive setzt, gibt er seinem Soundtrack einiges von seinem eigenen Stil mit. Dabei versteht er es genau auf die Wünsche des Regisseurs einzugehen. Nicht verwunderlich, denn Newman hat mit Sam Mendes bereits bei mehreren Projekten zusammengearbeitet.

Ganz wichtig bei einem Bond-Film ist natürlich auch die Auswahl des richtigen Songs für den Vorspann. Auch hier hat John Barry mit seinen Beiträgen Maßstäbe gesetzt wie beispielsweise Goldfinger oder Diamantenfieber beweisen. Nachdem sich bei Quantum Jack White als eher fragwürdige Wahl erwies, setzte man bei Skyfall auf eine gewaltige Frauenstimme. Tatsächlich verleiht das Stimmvolumen der Sängerin Adele dem Song aus ihrer Feder den letzten Schliff. Schon beim bloßen anhören spürt man in welche Richtung der Film gehen wird. Und eben weil sie sich etwas mit dem Stoff auseinandergesetzt hat, ist der Song zu Skyfall einer der besten Beiträge dieser Art in der Serie.

Wie schon sein Vorgänger wurde Skyfall mit digitalen Kameras gedreht. Aus diesem Grund lässt das Bild der Blu-ray nichts zu wünschen übrig. Die Farben wirken natürlich, der Schwarzwert ist optimal und auch der Kontrast ist auf höchstem Niveau. Die außerordentliche Schärfe hat mit ihrer Detailgenauigkeit absolute Referenzwerte.

Naturgemäß kommt die englische Originaltonspur in DTS-HD Master Audio etwas brachialer über die Lautsprecher als die deutsche rüber. Die deutsche Tonspur beeindruckt aber dennoch mit einer sehr schönen Abmischung, die den Charakter des Films unterstreicht. Auch hier wird der Zuschauer perfekt bedient.

Etwas mager ausgefallen für einen Jubiläumsfilm ist die Sonderausstattung. Es werden zwei informative Audiokommentare sowie ein ausführliches Making of geboten. Das restliche Füllmaterial ist etwas dürftig ausgefallen. Kein Vergleich mit der üppigen Ausstattung der Jubiläumsbox mit allen Filmen. Daraus hätte man etwas mehr machen können.

Es ist ganz klar: Der Reboot vom Reboot hat einwandfrei funktioniert. Scheinbar hat der Daniel Craig-Bond seinen Kurs nach zwei Filmen nun endlich gefunden. Das Besinnen auf die alten Traditionen des Franchises und deren Kombination mit neuen Elementen bilden ein perfektes Bild. Auch die technische Umsetzung auf Blu-ray lässt keine Wünsche offen. So bekommt man nicht nur einen sehr guten James Bond-Film geboten, sondern auch Actionkino auf höchstem Niveau. Absolut empfehlenswert!!!

 
Skyfall
erschienen bei MGM/UA/Twentieth Century Fox Home Entertainment im Februar 2013
EAN: 40545167012288 (Blu-ray)