Sin City (Theatrical & Recut Extended Versions)

Basin City ist nicht nur die Stadt der geplatzten Träume, sondern auch ein Moloch wie man ihn sich nicht schlimmer vorstellen kann. Die Kriminalitätsrate ist astronomisch, die Polizei ist korrupt und an der Spitze der Pyramide steht der psychopathische Senator Roark, der die Fäden in der Hand hält. Wer nicht nach seiner Pfeife tanzt, wird liquidiert. Ein Leben ist in Sin City einen Dreck wert. Das zeigt sich deutlich in den vier Geschichten, die  Robert Rodriguez in seinen Film ineinander verwoben hat. Da wäre beispielsweise die Geschichte des Cops Hartigan, der auf der Jagd nach einem psychopathischen Mädchenmörder ist. Der Haken an der Sache ist, dass dieser Mörder der Sohn von Senator Roark, der alles vertuschen will. Koste es was es wolle. Oder da wäre die Geschichte von Marv, der eines Morgens neben einer Edelprostituierten aufwacht, deren Mord ihm angelastet wird. Daran erinnern kann er sich aber nicht. Doch Marv lässt sich davon nicht beirren, sondern wittert eine Verschwörung. In seiner ganz eigenen, sehr subtilen Art beginnt er sich die Nahrungskette hoch zu töten, um Licht ist Dunkel seines Gedächtnisses zu bringen. Sein Instinkt trügt ihn nicht, denn die Spur führt bis in die höchsten Kreise von Sin City

Sin City basiert auf der gleichnamigen Serie von Graphic Novels von Frank Miller, der mit seiner Serie eine ganz eigenwillige Mischung zwischen herkömmlichen Comic und Film Noir geschaffen hat. In kontrastreichen Schwarzweißbildern entwirft er dabei düstere Stories, deren Spannungsbogen den Leser einfach nicht mehr loslässt. Dabei sprengt er mit seiner Erzählweise den normalen Rahmen eines Comics und bedient sich dabei auch oft filmischen Stilmitteln, die den Reiz noch weiter vergrößern. Kein Wunder also, dass auch Hollywood auf diese erfolgreiche Reihe aufmerksam wurde. Doch Millers Erfahrungen mit den großen Studios waren nach seinem Script zu Robocop 2, das im letztendlichen Film fast zu Unkenntlichkeit verwässert wurde, waren sehr ambivalent. Vor allem wollte er die kreative Gewalt über seine Schöpfung behalten, damit sie auch möglichst werkgetreu auf die Leinwand kommen konnte. Robert Rodriguez erwies sich dabei als Glücksfall, da er selbst ein großer Fan der Vorlage ist. Zusammen mit Frank Miller versuchte er den Look der Comics so gut wie möglich auf die Leinwand zu transferieren. Das funktioniert sogar sehr gut, denn Rodriguez gelingt es die Atmosphäre der einzelnen Panels nahezu perfekt einzufangen. Es ergibt sich so ein düsteres Portfolio von Korruption und Brutalität, das den Zuschauer schnell gefangen nimmt.

Als 2002 mit Star Wars Episode 2 einer der ersten komplett mit Digitalkameras gedrehten Filme in die Kinos kam, tat sich für Robert Rodriguez eine neue Welt auf. Schnell begann er mit dem neuen Medium zu experimentieren. Während George Lucas die Kameras noch unter Studiobedingungen getestet hatte, setzte Rodriguez sie Hitze und Staub während des Dreh von Once Upon a Time in Mexico (Irgendwann in Mexico, USA 2003) aus. Für Sin City kehrte er in seine Troublemaker Studios zurück, um die Comicverfilmung unter kontrollierten Bedingungen zu inszenieren. So wurden die Darsteller mit einigen Dekorationstücken komplett vor einem Greenscreen aufgenommen und alles andere in der Postproduction per Computeranimation hinzugefügt, was die Kosten enorm senken. Außerdem konnten die drei Regisseure sich absolute kreative Freiheit nehmen.

Rodriguez holte nicht nur Frank Miller als Co-Regisseur mit ins Boot, sondern auch seinen langjährigen Freund Quentin Tarantino, der für eine eigenwillige Sequenz im Film zuständig war. Dies stieg auf wenig Gegenliebe bei der Director’s Guild, was zu einer Verstimmung zwischen den Parteien führte. In der Folge trat Rodriguez aus der Vereinigung aus, um sein Projekt so durchzusetzen, wie er es wollte. Ein kluger Schritt, denn Sin City schlug wie eine Bombe an den Kinokassen ein und gilt bis heute als eine der werkgetreusten Comicverfilmungen überhaupt.

Bei der hier besprochenen Blu-ray-Version handelt es sich um die UK-Variante, die 2009 in England bei Buena Vista Pictures Home Entertainment erschienen ist. Sie ist mit der deutschen Version der BD identisch, die später auch von anderen Anbietern veröffentlicht wurde.

Wie bereits oben erwähnt wurde Sin City komplett digital in HD-Auflösung gedreht, was sich bei der Bildqualität bemerkbar macht. Das Schwarzweißbild beeindruckt durch einen harten Kontrast und einem sehr guten Schwarzwert. Die Schärfe hat einen so hohen Wert, dass Nahaufnahmen richtige Gesichtslandschaften, die an einen Sergio Leone-Film. Die Regisseure verwenden auch viele Stilmittel, wie Farbakzente, von denen manche scheinbar aus dem Bildschirm ist Auge des Betrachters schießen. Eine perfekte Präsentation mit absolutem Referenzcharakter.

Auch beim Ton gibt es nicht viel zu meckern. Zwar liegt die deutsche Tonspur leider nur in DTS 5.1 vor. Dennoch besitzt sie eine große Dynamik und überzeugt mit einer räumlichen Abmischung. Der englische DTS 5.1 HD-Sound setzt allerdings noch einen drauf, denn hier klingt alles ein wenig kräftiger und noch differenzierter. Auch hier gibt zeigen sich keinerlei Schwächen.

Zwei verschiedene Filmversionen haben auf der Doppel-Blu-ray ihren Platz gefunden. Auf der der ersten Disc ist die Version enthalten, die auch schon in den Kinos zu sehen. Die zweite Disc bietet die Geschichten als eigene Kurzfilme an, die zudem noch mit zusätzlichen Szenen bestückt sind. Es ist zwar reizvoll die Stories nun als in sich abgeschlossene Episoden zu sehen, aber dabei geht einiges von dem Flair der Kinofassung verloren. Technisch liegen beide Versionen auf dem gleichen Level. Welche man vorzieht muss man selbst entscheiden.

Gegenüber dem ursprünglichen DVD-Release wurden für diese BD noch zwei neue Features hinzugefügt: Zum einen das Bild-in-Bild-Feature Cinexplore sowie noch ein interaktives Comicbook. Ansonsten wurden alle Features der vorangegangenen Doppel-DVD-Editionen übernommen. Zwei Audiokommentare, in denen Robert Rodriquez, Frank Miller und Quentin Tarantino zu Wort kommen, machen den Anfang der zahlreichen Special Features. Außerdem gibt es noch eine weitere Tonspur mit Zuschauerreaktionen, die etwas Liveatmosphäre schaffen soll. Sie wurde während der Premiere des Films in Austin/Texas aufgenommen. Weitere Featurettes decken viele interessante Punkte der Entstehung von Sin City erschöpfend ab. Dabei gewinnt man einen sehr aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen und bekommt einige Überraschungen geboten, die man eigentlich nicht erwartet hätte. So erfährt man, dass viele Darsteller, die auf der Leinwand zusammen zu sehen waren, oft gar nicht gemeinsam am Set waren, sondern erst in der Postproduktion zusammenmontiert wurden. Man erfährt enorm viel über die Kostüme, die Autos sowie dem ganzen Style des Films.  Außerdem wird noch die “Green Screen”-Version geboten, die den Film, quasi im schnellen Vorlauf, in seiner unbearbeiteten Fassung zeigt. Als weitere Zugabe kann man sich die Sequenz von Quentin Tarantino in der ungekürzten Version anschauen. Ebenfalls informativ ist die 15 Minute Flick School, in der Robert Rodriguez einiges über seine Arbeit an dem Streifen erzählt. Zwei Trailer und die 10 Minute Cooking School runden die Extras ab.

Sin City beeindruckt nicht nur mit einem eigenwilligen Look, sondern auch durch seine Werktreue gegenüber der Vorlage von Frank Miller. Dies wird vor allem im Recut deutlich, da hier die Stories in linearer Reihenfolge vorliegen. Egal für welche Version des Films man vorzieht, Sin City bleibt ein zeitloses Meisterwerk, das bei jedem Wiedersehen immer mehr zu bieten hat.

Sin City (Theatrical & Recut Extended Versions)
Originaltitel: Sin City
Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller & Quentin Tarantino
Darsteller: Jessica Alba, Bruce Willis, Clive Owen, Brittany Murphy, Benicio del Toro, Mickey Rourke, Elijah Wood, u. a.
Region: Region A, B, C
Bildformat: 1.85: 1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Englisch (DTS 5.1 HD), Deutsch, Italienisch, Spanisch (DTS 5.1)
Special Features: Audiokommentar, Cine-Explore, Kill ‘em Good – Interaktives Comicbook, Making of-Dokus, Kochschule, u.v.m.