Robin Hood: Prince of Thieves

Frankenstein, Tarzan, Dracula, Zorro, Herkules

Was haben diese Stoffe alle gemeinsam?

Sie wurden unzählige Male verfilmt; mal mehr, mal weniger gelungen. Robin Hood gehört ebenfalls zu dieser illustren Riege. Angefangen mit den Versionen mit Douglas Fairbanks oder Errol Flynn, bis zu den neueren Inkarnationen mit Russell Crowe oder Taron Egerton. Und auch bei Disney kam der englische Volksheld mehrmals zum Einsatz.

Nachdem in den 80er Jahren mit der Serie Robin of Sherwood im Fernsehen neue Maßstäbe gesetzt wurden, entwickelten verschiedene Studios zu dieser Zeit gleichzeitig ebenfalls mehrere Projekte rund um den Beschützer der Armen und Waisen. Und da die Mühlen in Hollywood manchmal auch sehr langsam mahlen, erschienen einige davon erst in den 90er Jahren. Drei von ihnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, blieben dabei Gedächtnis: Da wäre der Kinoerfolg Robin Hood: König der Diebe (1991) mit Kevin Costner und Morgan Freeman. Robin Hood: Ein Leben für Richard Löwenherz, ebenfalls aus dem Jahr 1991, konnte gegen Costners Starpower nicht bestehen und floppte an der Kinokasse. Als drittes folgte im Jahr 1993 Mel Brooks Robin Hood: Helden in Strumpfhosen, der nicht nur die Errol Flynn-Version parodierte, sondern auch die mit Kevin Costner gekonnt auf die Schippe nahm.

Aber warum entwickelte sich gerade Robin Hood: Prince of Thieves zu einem modernen Klassiker, während andere Filme um das gleiche Thema auf der Strecke blieben? Ähnlich wie bereits in Richard Lesters Robin und Marian (1974) wollten die Drehbuchautoren Pen Densham und John Watson dem Protagonisten neue Facetten abgewinnen. So gaben sie ihr eine Vergangenheit, die während der Kreuzzüge im Heiligen Land spielte. Robin von Locksley ist dort mit einigen Kameraden in Jerusalem gefangen und kann nur mit Hilfe Azeem, dem er das Leben dadurch rettet, entkommen. Azeem geht mit seinem neuen Freund nach England, das Ziel vor Augen, seine Schuld im gegenüber zu begleichen. Doch als Locksley nach Hause zurückkehrt, findet er sein Heim in Trümmern vor. Sein Vater wurde der Hexerei beschuldigt, die Ländereien fielen an den Sheriff von Nottingham. Dieser versucht alles in der Gegend an sich zu reißen und das Volk auszupressen. Robin muss ich im Sherwood Forest verstecken, wo er auf eine Schar von Gesetzlosen trifft. Er kann sie überzeugen ihm im Kampf gegen Nottingham zu folgen. Es gilt den Thron von Richard Löwenherz zu retten…

Mit der Kombination der neuen und alten Elementen konnte man der ganzen Geschichte einen etwas originelleren Drive geben. So bringt die Figur des Azeeem, gespielt von Morgan Freeman, das Wissen des Orients mit ein, was zu einigen interessanten Wendungen führt. Die Figur des bösen Prinz John wird mit dem Sheriff von Nottingham kombiniert, grandios übertrieben gespielt von Alan Rickman. Dazu bringt Regisseur Kevin Reynolds mit seiner humorvollen und actionreichen Erzählweise den Stoff etwas moderner rüber. Beispielsweise die Figur der Lady Marian nicht als Maid in Nöten, sondern als eine starke, gleichwertige Figur, mit Mary Elizabeth Mastrantonio ebenfalls sehr gut besetzt.

Man kann nun darüber streiten, ob Kevin Costner der Figur des Robin Hood gerecht wird oder nicht. Tatsache ist allerdings, dass seine Starpower zu dieser Zeit ein Faktor für den Erfolg des Films war. Noch während der Dreharbeiten zu diesem Film schrieb er mit Der mit dem Wolf tanzt Filmgeschichte. Natürlich rannten die Zuschauer in seinen nächsten Streifen, nur um zu sehen, was er nun gemacht hat. Insgesamt aber ist Robin Hood: Prince of Thieves auch ein schön altmodischer Abenteuerfilm, der immer wieder Spaß macht und bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat.

Natürlich wurde der Film auch für das Heimkino ausgewertet. Bereits 1997 erschien die Kinofassung auf DVD. 2003 folgte die 12 Minuten längere Fassung. Doch nach dem Einzug der Blu-ray ließ eine Veröffentlichung lange auf sich warten. Erst Ende 2019 wartete das Label KSM mit der HD-Version beider Filmfassungen in limitierten Doppel-Sets auf.

Bei der hier besprochenen Edition handelt es sich um die Limited Edition aus dem Hause Arrow Video. Wie dort üblich wurde er Film aufwändig restauriert und in nativen UHD gemastert. Zudem sind beide Versionen auf der 4K-Blu-ray enthalten. Neben der Limited Edition gibt es auch noch zwei Steelbook-Editionen. Alle enthalten noch zahlreiche Goodies, auf die ich weiter unten noch eingehen werde. In der vorliegenden Edition wurde auf die HD-Blu-ray verzichtet, was ich persönlich als zweckmäßig erachte. Die Extras befinden sich ebenfalls auf der UHD. Da es sich um einen UK-Import handelt, ist keine deutsche Tonspur enthalten.

Obwohl er mittlerweile mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel hat, überrascht Robin Hood: Prince of Thieves mit einer sehr guten Bildqualität. Arrow Video hat für die UHD-Transfer Zugriff auf die Originalnegative bekommen und liefert, wie schon bei vorherigen Titeln eine sehr gute Arbeit ab. Zwar wirkt das Bild stellenweise oft etwas weich, aber ansonsten kann es mit einer sehr guten Schärfe überzeugen. Zahlreiche Details, wie beispielsweise die Tätowierungen von Morgan Freeman oder die Einzelheiten der aufwendigen Kostüme, sind wesentlich besser zu erkennen als bei der deutschen Blu-ray-Edition aus dem Hause NSM. Zudem gibt der Einsatz von HDR 10 und Dolby Vision dem positiven Gesamteindruck dem ganzen noch den nötigen Kick. So gut hat der Film in den bisherigen Umsetzungen noch nicht ausgesehen.

Beim Ton hat man auf ein Upmix auf Dolby Atmos verzichtet. Allerdings bekommt man eine sehr dynamische DTS-HD Masteraudio 5.1-Spur geboten, die zu beeindrucken weiß. Sicher, es klingt nicht nach einem Film neustem Datums, aber die Effekte und die Musik besitzen dennoch eine große Räumlichkeit. Die Dialoge sind klar verständlich im Center platziert. Neben der 5.1-Spur liegt noch einen DTS-HD MA 2.0-Spur vor, die ebenfalls von hoher Qualität ist.

Robin Hood: Prince of Thieves kommt in der Limited Edition nicht nur mit einem neu gestalteten Plakatmotiv daher, sondern bietet auch ein Wendecover, auf dem auch das originale Artwork des Kinoeinsatzes enthalten ist. Beides ist auch als Poster in dem Schuber enthalten. Dazu kommt noch ein 60seitiges Booklet, in dem nicht nur die Produktion beleuchtet wird, sondern auch die Umsetzung und Restauration auf UHD. Abgerundet werden die Goodies mit sechs Postkarten, auf denen verschiedene Standfotos zu sehen sind.

Sehr gut sind auch die Extras auf der UHD-Scheibe ausgefallen. Herzstück ist die neue Dokumentation Here We Are Kings: Making Robin Hood: Prince of Thieves. Hier kommen die kreativen Köpfe hinter dem Projekt zu Wort, wie beispielsweise die Drehbuchautoren Densham und Watson, Kostümbildner John Bloomfield, Kameramann Douglas Milsome, Cutter Peter Boyle und viele andere. Robin Hood: The Myth, The Man, The Movie aus dem Jahr 1991 war schon bei anderen Veröffentlichungen enthalten. Auch wenn die von Pierce Brosnan moderierte Doku eher EPK-Character hat, gibt sie einen guten Überblick über die Entstehung des Films. Weiter geht es mit Archivinterviews, einem Musikvideo, diversen Trailern und TV-Spots. Ebenfalls herübergerettet von den alten Editionen wurde der Soundtrack von Michael Kamen in Dolby Digital 5.1 als eigene Tonspur. Auch hier gibt es nichts zu meckern.

Lang- oder Kinofassung, welche Version von Robin Hood: Prince of Thieves man auch vorzieht, das Mix aus Historienschinken, Action und Humor macht auch heute jede Menge Spaß. Außerdem ist es interessant zu sehen, wie viele Szenen mit Alan Rickman der Schere zum Opfer gefallen sind, was angeblich an Kevin Costner gelegen haben soll. Auch wenn dies in den Extras mehrmals verneint wird. Dennoch ziehe ich persönlich die etwas straffere Kinoversion vor. Von der technischen Seite her hat Arrow Video, wie so oft, wieder eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Das Upgrade auf UHD lohnt sich hier in jedem Fall und es bleibt zu hoffen, dass eine ähnliche vielleicht auch irgendwann in Deutschland umgesetzt wird.

Robin Hood: Prince of Thieves
USA 1991
Regie: Kevin Reynolds
Darsteller: Kevin Costner, Morgan Freeman, Mary Elizabeth Mastrantonio, Alan Rickman, Sean Connery Christian Slater, Michael McShane, Brian Blessed, Nick Brimble, u. a.
Region: A, B, C
Bildformat: 1.85:1
Ton/Sprachen: DTS-HD Masteraudio 5.1 [Englisch], DTS-HD Masteraudio 2.0 [Englisch]
Special Features: Audiokommentare, Making of, Featurette mit Pierce Brosnan, Interviews, Music Video von Bryan Adams, Soundtrack in Dolby Digital 5.1, Trailer, Fotogalerie