Rambo [Roman]

Der Vietnam-Veteran John Rambo trampt nach seiner Dienstzeit durch die USA. Als er in den Ort Madison in Kentucky kommt, erweckt sein ungepflegtes Äußeres den Unmut von Sheriff Teasle, der ihn so schnell wie möglich aus seiner Stadt haben will. Er fährt den jungen Mann an die Stadtgrenze, wo er dann seines Weges ziehen soll. Doch Rambo kehrt mehrmals zurück und wird jedes Mal von Teasle aufgegriffen. Eines Tages verhaftet der Sheriff den ehemaligen Soldaten. In einem Schnellverfahren wird er wegen Landstreicherei zu 35 Tagen Haft verurteilt. Man steckt Rambo in eine kleine, nasse Zelle. Dort durchlebt der Veteran noch einmal das Trauma seiner Kriegsgefangenschaft in Vietnam. Als die Deputys des Sheriffs sein Haare schneiden wollen, bricht dieses vollends aus. Nach einer Orgie der Gewalt flüchtet Rambo in die Berge, wo Sheriff Teasle bald mit einigen weiteren Helfern jagt auf ihn macht…

Schon auf den ersten wird klar, wie deutlich David Morrells Figur sich von der späteren Filmfigur unterscheidet. Im Roman ist John Rambo nicht unbedingt der Underdog, zu dem ihn Sylvester Stallone später in seinem Drehbuch gemacht hat. Vielmehr ist er eine Zeitbombe, die nur darauf wartet zu detonieren. Nachdem ihm ein Grund gegeben wurde, tötet Rambo alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, auf mehr oder weniger subtile Weise. Dabei schreckt er vor nichts zurück. Er schaltet um auf die Kampfmaschine, die sein Ausbilder Colonel Trautman aus ihm gemacht hat. Gerade hier fallen allerdings stark psychopathische Tendenzen auf, die den Leser das ein oder andere Mal sehr schlucken lassen. An einem gewissen Punkt entwickelt sich der Roman zu einer regelrechten Gewaltorgie, die auf einen gnadenlosen Showdown zwischen Rambo und Teasle zusteuert. Oft stellt sich der Leser die Frage, warum die beiden Protagonisten so extrem aufeinander reagieren, denn manche Situationen wirken dermaßen überzogen, dass sie schon fast unfreiwillig komisch wirken. First Blood, wie der Roman in der englischen Originalversion heißt, ist dennoch eine recht lesenswerte Lektüre, der man einiges abgewinnen kann. Abgesehen von der oft zu expliziten Gewalt überzeugt Morrell mit einem oft knappen, aber sehr fesselnden Stil, der vor allem bei den Actionszenen vorteilhaft ist. Zudem sind da noch die Unterschiede zur Filmversion, die den Roman ebenfalls recht reizvoll machen.

Stallone und seine Ko-Drehbuchautoren haben in ihrer Interpretation die Figur von John Rambo quasi komplett gedreht. Der Grundtenor ist noch der gleiche, aber der Veteran tötet keinen der Polizisten direkt. Vielmehr fallen sie ihrer eigenen Manie diesen zu töten zum Opfer. John ist im Film nicht der Psychopath wie im Roman geschildert, sondern wehrt sich nur gegen die Repressalien seiner Umwelt. Ebenfalls geändert wurde auch das Ende. Im Film überlebt Rambo die ganze Sache, im Roman sterben sowohl Teasle als auch Rambo. Tatsächlich wurde auch ein entsprechendes Ende gedreht. Teile davon waren 2004 in John Rambo in einer Traumsequenz zu sehen bzw. wurde auch als Extra für die Heimkinoverwertung als gelöschte Szene genutzt. Die Änderung erfolgte einfach nur aus dem Grund, weil man seinerzeit auf mögliche Fortsetzungen spekulierte. Nun, es sollten immerhin noch weitere vier Sequels folgen.

David Morrells ist über weite Strecken ebenso gnadenlos wie sein Hauptprotagonist und sicherlich auch nichts für schwache Nerven. Allerdings ist der Thriller auch 50 Jahre nach seiner Entstehung eine durchaus kurzweilige Lektüre, die zudem immer noch sehr lesenswert ist.

Übrigens, kleines Funfact am Ende: Obwohl John Rambo im ersten Roman gestorben ist, hat David Morrell auch die Filmromane zu Rambo II und Rambo III geschrieben.

Rambo
von
David Morrell
Übersetzung: Wolfgang Lotz
erschienen bei Edel eBooks im Jahr 2014
ISBN [E-Book]: 978-3-9553-035-87