Krull [Limited Edition]

Irgendwo im unendlichen Raum…

Die Welt Krull wird von dem „Unbeschreiblichen Ungeheuer“ heimgesucht, das mit seinen Slayern alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Als sich zwei ehemals verfeindete Königreiche durch einen Heirat ihrer Königskinder vereinigen wollen, erstickt der Gegner dies schon im Keim. Er entführt die Prinzessin, um sich selbst mir ihr zu vereinigen. Damit möchte das Ungeheuer seinen Herrschaftsanspruch legitimeren. Doch er hat den heldenhaften Prinzen Colwyn außer Acht gelassen, der mit einer recht bunten Truppe aus Gesetzlosen und Magiern ihm in den Weg stellen will. Colwyn will um jeden Preis seine Braut retten und das „Unbeschreibliche Ungeheuer“ vernichten, was nicht so leicht ist…

In der Filmgeschichte gibt es oft Wendepunkte, die nachhaltig die Sehgewohnheiten der Zuschauer ändern. Seien es nun technische Neuerungen oder auch Filme, die mehr Menschen in die Kinos lockten als vorher. Neu gemischt wurden die Karten Ende der 70er Jahre als mit Star Wars quasi eine Kulturrevolution ausgelöst wurde. Science Fiction und Fantasy verloren ihr B-Film-Image und nun wollte jedes Studio eine eigene Hochglanzproduktion im ähnlichen Stil auf die Leinwände bringen.

Für den Fantasy-Bereich war es der Erfolg von Conan the Barbarian (USA 1981) dem zahlreiche Nachahmer folgten. Doch, wie so oft, ließ sich die Formel nicht so leicht kopieren. Bei einigen Nachfolgeprojekten stellte sich schnell Ernüchterung ein, als sie an den Kinokassen versagten. Nach dem Debakel mit Der Drachentöter (USA 1981) wurden einige Studios vorsichtiger. Das ging sogar so weit, dass ein bei Columbia Pictures laufendes Projekt namens Dragons of Krull auf den Namen Krull reduziert wurden. Schließlich sollte das Publikum, nach Meinung des Studios, keiner Verwechslung unterliegen. Dabei war hier sonst auf Nummer sicher gegangen. Als Regisseur hatte man Peter Yates verpflichten können, der mit Bullit 1968 einen Kultfilm vorgelegt hatte. Zudem stellte Columbia ein Budget von mehr als 30 Millionen Dollar zu Verfügung, um der Produktion das nötige Flair zu verleihen. Gedreht wurde in der Toskana, Lanzarote und in den renommierten Pinewood Studios.

Ähnlich wie bei anderen Genreproduktionen der 80er Jahre setzte man bei der Besetzung nicht nur auf unverbrauchte Gesichtern, sondern auch auf einige bekannte Schauspieler. Hauptdarsteller Ken Marshall hatte sich seinerzeit einen Namen durch die Miniserie Marco Polo gemacht und bietet hier den jugendlichen Helden in Stil eines Errol Flynn, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird. An seiner Seite steht die damals noch blutjunge Lysette Anthony, die deutlich von dem üblichen Klischee der „Damsel in Distress“ abweicht. Vielmehr stellt sie einen vergleichsweise starke Frauenfigur dar, die genau weiß was sie will. Ebenfalls in einer frühen Rolle ist das markante Gesicht von Alun Armstrong zu sehen, der später auch in Genrefilmen wie Die Mumie kehrt zurück, Van Helsing oder Sleepy Hollow auftrat. Zudem sind noch Liam Neeson (Star Wars Episode I) und Robbie Coltrane (Harry Potter) mit von der Partie. Freddie Jones, bekannt aus Dune (1984), The Elephant Man oder Young Sherlock Holmes gibt hier den weisen Lehrmeister des Hauptcharakters. In einer kleinen, aber dennoch wichtigen Nebenrolle tritt Francesca Annis auf, die ebenfalls in Dune (1984) als Lady Jessica zu sehen war. Ebenfalls ein Veteran des britischen Kinos war Bernard Bresslaw, den man hier als Zyklop zu sehen bekommt. Er wurde vor allem durch die in Großbritannien sehr populäre Carrie On-Serie (bei uns Ist ja irre…) bekannt.

Neben Peter Yates konnte man hinter der Kamera einige Leute gewinnen, die bereits in ähnlichen Genreproduktionen vorher beachtliches geleistet hatten. Allen voran Derek Meddings, der hier für die visuellen Effekte verantwortlich war. Er wirkte nicht nur an einigen James Bond-Filmen mit, sondern auch an Superman: The Movie und Tim Burtons Batman. Auch Cutter Ray Lovejoy war damals schon ein Veteran in seinem Fach. Der Mann, der an Klassikern wie 2001: A Space Odyssey, Shining, Aliens und ebenfalls an Burtons Batman gearbeitet hat, verlieh auch Krull den letzten Schliff. Auch für das Drehbuch war ein Vollprofi zuständig. Aus der Feder von Stanford Sherman stammen nicht nur Scripts für die legendäre Batman-Serie der 1960er Jahre, sondern auch zu dem Kultfilm Der Krieg der Eispiraten (1984).

Abgerundet wird das illustre Team durch einen jungen, aufstrebenden Komponisten, der sich gerade mit Sador: Herrscher im Weltraum, Wolfen, Nur 48 Stunden und Star Trek II: Der Zorn des Khan einen Namen gemacht hatte. Für Krull kreierte er einen Soundtrack, der ´sich stark an den Werken von Erich Wolfgang Korngold, Alfred Newman, Miklós Rózsa oder John Williams orientiert. Er zaubert einen absolut eingängigen, schön altmodischen Abenteuerscore, dessen Melodien dem Fantasyfilm etwas mehr Klasse verleihen als er eigentlich hat. Eine Qualität, die Horner später auch bei anderen Projekten unter Beweis stellte. Leider verstarb der Komponist von Titanic und Avatar im Juni 2015 viel zu früh bei einem Flugzeugabsturz.

Das klingt nun alles recht gut, aber technische Versiertheit ersetzt keine gute Story. Und da hapert es bei Krull ganz gewaltig. Präsentiert wird ein unausgegorenes Mix aus Star Wars und Herr der Ringe, das zwar schon Spaß macht, aber meist nicht über ein gutes Mittelmaß hinausgeht. Bitte nicht falsch verstehen, wenn man sich auf den Film einlässt, macht er auch Spaß. Aber irgendwie hat man oft das Gefühl, dass etwas mehr Herzblut dem letztendlichen Produkt doch gutgetan hätte.

Die hier besprochene Blu-ray ist auf dem Label Cinestrange Extreme erschienen. Allerdings handelt es sich nicht um eines der limitierten Mediabooks (jeweils 333 Exemplare), sondern um eine reine Keep Case-Version in einem normalen Amaray-Keepcase ohne FSK-Logo. Laut dem Cover ist diese Edition auf 500 Stück limitiert. Diese bietet zudem noch ein Wendecover mit einem alternativen Frontmotiv.

Krull ist einer der Filme, die sehr lange gebraucht haben, bis sie als Blu-ray verfügbar waren. Bereits 2014 erschien auf dem Label Mill Creek in den USA, bei uns musste man November 2022 warten. Das Warten hat sich gelohnt, denn das Bild weiß, in Anbetracht des Filmalters, zu beeindrucken. Eben wegen Drehorten wie die Toskana oder Lanzarote legte man Wert auf einen natürlichen Look. Dies wurde auch für die Blu-ray umgesetzt. Die Farben und der Kontrast wirken nicht so überspitzt wie in manch neueren Produktionen. Auffallend gut ist auch die Schärfe, die viele Details der Kostüme und der Dekorationen gut in Szene setzt. So macht das erneute Anschauen von Krull schon richtig Laune.

Der Ton liegt in beiden Sprachversionen in DTS-HD Masteraudio 5.1 vor. Für einen über 40 Jahre alten Film klingt die Abmischung recht räumlich, was vor allem dem grandiosen Soundtrack von James Horner zugutekommt. Die Dialoge sind bei beiden Tonspuren klar im Center platziert. Von den Surroundeffekten sollte man hier keine Wunder erwarten, was auch für den Bass gilt. Alles wirkt ein wenig flach, ist aber insgesamt schon zufriedenstellend.

Alle Extras, die auf der DVD enthalten waren, haben es auch auf die BD geschafft. Kernstück ist dabei die Featurette „Journey to Krull“, die aus der Entstehungszeit des Streifen stammt. Weiter geht es mit einem Trailer und einer Bildergalerie. Außerdem befindet sich noch Comic zum Film auf der Scheibe. Die Präsentation ist mit dem Soundtrack unterlegt.

Krull ist ein recht typischer Fantasyfilm der 80er Jahre, als der Einschlag von Star Wars in der Filmwelt nachhallte. Aber auch wenn der Streifen an der Kinokasse seinerzeit versagte, heute gilt er als eine Art Kultfilm. Witzigerweise ist der Mix aus Herr der Ringe und Star Wars recht gut gealtert, auch wenn ein paar der Special Effects etwas in die Jahre gekommen sind. Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass dies lange vor dem massiven Einsatz von Computeranimationen war und das meiste noch von Hand gemacht wurde. Obwohl mit amerikanischem Geld produziert, merkt man ihm seinen europäischen Ursprung an, was nicht nur an den Locations liegt. Von der technischen Seite her bekommt man einen soliden HD-Transfer geboten, dessen Qualität der alten DVD haushoch überlegen ist. Also, Popcorn auf den Schoß, Gehirn abschalten und die Reise nach Krull kann beginnen.

Krull
USA/GB 1983
Regie: Peter Yates
Darsteller: Ken Marshall, Lysette Anthony Freddie Jones, Alun Armstrong, David Bresslaw, Liam Neeson, Robbie Coltrane, Francesca Annis, u. a.
Region: B
Bildformat: 2,39:1
Ton/Sprachen: DTS-HD Masteraudio 5.1 [Deutsch], DTS-HD Masteraudio 5.1 [Englisch]
Special Features: Bildergalerie, Featurette „Journey to Krull“, Comic (nicht auf Cover vermerkt), Trailer, Wendecover mit alternativem Motiv