Eigentlich führt Wyligby Goltry, genannt Igby, führt eigentlich ein ganz normales Leben. Zwar wurde er in einer dunklen und stürmischen Nacht als Waise vor der Schwelle eines Gasthauses abgelegt, aber die Wirtsleute haben ihn nicht ohne Eigensinn bei sich aufgenommen. Vielmehr fristet er als billige Arbeitskraft sein Dasein, die den Kunden allerlei Spezialitäten auftischt. Ganz besonders beliebt ist dabei ein deftiger Sauerbraten, der aus rundlichen Einhörnern gemacht wird, die hinter dem Haus friedlich weiden. Igby erträgt sein Leben in fast schon stoischer Duldsamkeit, sehr zu Missfallen von Criseyde Bold, mit der er sich angefreundet hat und die in Küche des Etablissements arbeitet. Sie rät ihm das Gasthaus endlich zu verlassen, was er aber nicht will. Immerhin muss er ja dankbar sein, dass er als Findelkind von den Wirtsleuten aufgenommen wurde. Doch sein beschauliches Dasein gerät aus den Fugen, als eines Tages der Zauberer Hippasus Tindell auftaucht. Der Magus hat ein ganz spezielles Interesse an dem Jungen, denn es ist eine Bedrohung aufgetaucht, die die ganze Welt in Gefahr bringt. Dieser Gefahr kann nur Igby begegnen, denn er ist der Auserwählte…
Hört sich alles nach einem geschäftsmäßigen Fantasyroman von der Stange an, aber Ein Horn mach noch kein Märchen ist alles andere als das. Als die Idee zu diesem Buch in der Facebook-Gruppe Buchgefährten mehr aus einer Laune heraus begann, ahnte noch niemand wie sich das Projekt manifestieren sollte. Immer mehr Gedanken flossen ein, die von Sabine Osman, bekannt durch ihre Gwindtera-Romane, gebündelt und mit eigenen Ideen verfeinert wurden.
Wie es der Titel schon verrät, Einhörner spielen hier eine große Rolle. Allerdings handelt es sich nicht um jene grazilen, überirdischen Wesen, wie man sie aus den Romanen von Gillian Bradshaw kennt. Vielmehr sind es recht handfeste Tiere, die mit allerlei Süßkram gemästet werden, damit der daraus hergestellte Sauerbraten besonders gut schmeckt. Es sind wohlgenährte Gesellen, die zur puren Fleischlieferanten degradiert wurden und scheinbar zu nichts anderen taugen. Als Igby die Wirtsleute verlässt, geben die ihm eines dieser Tiere auf seine Reise mit. „Moppelchen“, wie es liebevoll genannt wird, erweist sich als teuer Gefährte, den man auf keinen Fall auf den Wert einer Mahlzeit reduzieren sollte und einiges für das Abenteuer zu bieten hat.
Augenzwinkernd spielt Sabine Osman in diesem Buch geschickt mit verschiedenen Klischees des Genres. Sei es nun der genervte Meisterzauberer, dem die großmäulige fahrende Ritterin als Hoffnungsträger viel lieber wäre, als der bescheidene Igby. Dabei bemüht sich Criseyde ihren Freund immer ein wenig bei der Stange zu halten, wenn es mal brenzlig wird. Man begegnet einem geheimnisvollen Gegner in einer schwarzen Rüstung, durch den Wald streifenden Wölfen im Nachthemd und liebevollen Omis, die mit ihren Back- und Kochkünsten beeindruck. Natürlich darf auch ein richtig böser, schier unbesiegbarer Drache nicht fehlen, der alles, was ihm in die Quere kommt, in Asche verwandelt, aber dennoch eine originelle Schwachstelle hat.
Charmant und sehr geschickt spielt die Autorin mit den Klischees des Genres, um daraus einen Roman zu zaubern, der nicht nur ab und zu ein Schmunzeln auf die Lippen der Leser zaubert, sondern auch zu einem ausgewachsenen Grinsen führen kann. Alles in allem ein leichter Genuss, der den Leser von der bis zur letzten Seite zu fesseln vermag und sehr großes Vergnügen bereitet. Also auf ganzer Linie sehr lesenswert.
Ein Horn mach noch kein Märchen
Ein funtastischer Fantasy-Roman
von Sabine Osman
E-Book erschienen im August 2017.
Erhältlich bei Amazon.de, Weltbild.de, Thalia.de, eBook.de
und vielen anderen Plattformen.
Printausgabe exklusiv erhältlich über sabineosman.de
Umfang: 222 Seiten