Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht [Staffel 1]

Lange habe ich überlegt, ob ich meinen Senf zur Serie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht abgebe, denn anscheinend ist das für den ein oder anderen ein Reizthema. Zugegeben, als bekennender Fan der Peter Jackson-Filme war ich gespannt, wie man nun an die Sache herangehen würde. Auch weil es sich um das große Prestigeobjekt von Amazon handelt.

Die Konkurrenz unter den diversen Streamingportalen wird immer größer. Auch weil immer mehr Anbieter aus dem Boden sprießen. Was von Netflix zur Marktreife geführt wurde, wurde von Disney+ und Amazon Prime Video noch stark erweitert. Gleichzeitig steigert das den Druck unter den verschiedenen Anbietern, dann Content scheint das A und O zu sein. Dabei hat man oft den Eindruck, dass dabei die Qualität oft auf der Strecke bleibt. Gerade bei Netflix fällt dies in der letzten Zeit eklatant auf. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber es ist auffallend, wie groß die Serienproduktionen mittlerweile geworden sind, aber die Geschichten dabei immer einfacher bzw. belangloser werden. Als Zuschauer wird Monat für Monat mit neuen Inhalten so überflutet, dass man kaum den Überblick behalten kann.

Die Ringe der Macht ist eine Serie, bei der die Kosten anscheinend keine Rolle spielen. Jeff Bezos ist selbst bekennender Fan und erfüllt sich damit einen Traum. Doch das Rechtegeflecht ist kompliziert, was auch Peter Jackson bei der Realisierung der Hobbit-Trilogie zu spüren bekam. Nicht umsonst zog sich deren Klärung seinerzeit einige Jahre hin. Einer der Gründe, warum sich die Amazon-Serie auch auf die Anhänge konzentriert. An den Rest kann man, noch nicht, ran.

Ehrlich gesagt, ich war auch neugierig. Man wartete mit vielen Superlativen auf, vor allem, was die Produktionskosten angeht. Die Serie soll nach den geplanten fünf Staffeln auf rund eine Milliarde Dollar kommen. Dafür muss eine Oma lange stricken, Jeff Bezos nicht, offensichtlich. Als ich mir dann die erste Folge anschaute, wusste ich zuerst nicht, was ich von der Serie halten sollte. Sicher, sie bietet grandiose Landschaftsaufnahmen, ein Main Theme von Howard Shore und eine exzellente technische Umsetzung, aber dennoch kam mir manches etwas unrund vor. Das lag nicht nur an der, meiner Ansicht nach, etwas bekloppten Galadriel, die auf hoher See mal grade über das Bord ihres Schiffes nach Valinor springt.

Die Konkurrenz unter den diversen Streamingportalen ist groß. Netflix, bisher noch Marktführer, beeindruckte früher mit qualitativ hochwertigen Produktionen, sackt aber immer mehr von Klasse auf schlechte Masse ab. Klar, es gibt Ausnahmen wie The Sandman, aber grade die Filme sind aufgeblasene Z-Filme. Bei Disney+ reitet man die schon strapazierten Pferde Marvel und Star Wars bis zum Erbrechen. Allerdings findet man im Mousehouse doch schon die ein oder andere Perle. Das liegt auch daran, dass man vor einigen Jahren mit dem Kauf von 20th Century Fox 80 Jahre Filmgeschichte gekauft hat. Apple setzt derweil immer noch auf mehr Klasse, was sich vor allem bei Serien wie See, For All Mankind, Ted Lasso, Foundation oder Monarch: Legacy of Monsters zeigt. Tja, und da wäre noch Amazon. Der Konzern ist nicht ganz so früh mit eigenem Content ins Streaming eingestiegen, wartete aber dennoch auch mit einigen interessanten Serien wie Bosch, Man in the High Castle, The Boys und Reacher auf. Doch mit der Bekanntgabe des Drehs einer Herr der Ringe-Fernsehserie sollten die Karten neu gemischt werden.

Die Ringe der Macht wurden schon im Vorfeld mit vielen Superlativen belegt. Allem voran die Kosten für die geplanten fünf Staffeln. Rund eine Milliarde Dollar will Jeff Bezos für sein Prestigeobjekt ausgeben. Nun, das hört sich auf den ersten Blick gut an. Allerdings hat die Sache einen Hacken: Bezos Amazon Studios besitzt nicht die kompletten Rechte an dem Werken von J. R. R. Tolkien. Das wurde Nacht einem Interview mit den beiden Showrunnern bekannt. Lediglich die Rechte an den Appendizes konnte man erwerben. Bei allen anderen Sachen ist die Lage kompliziert. Das hat auch Peter Jackson seinerzeit bei den Hobbit-Filmen zu spüren bekommen. Die etwas verworrene Rechtslage war einer der Gründe, warum sich die Arbeiten an den drei Filmen so lange hinzog, dass Guillermo del Torro aus Zeitgründen abspringen musste, weil ihn andere Verpflichtungen riefen. Auch das wäre mal einen Artikel wert.

Also setzte man die Geschichte von Ringe der Macht einfach im zweiten Zeitalter von Mittelerde an, also mehrere tausend Jahre vor Herr der Ringe. Hier konnte man dann einige vertraute Figuren wie Elrond oder Galadriel einbringen, um die Fans wenigstens etwas bei der Stange zu halten. Gewürzt wird alles dann noch mit einem Hauch von Diversität, was nicht unbedingt eine schlechte Idee ist. Aber was nutzt das, wenn die Story selbst an allen Ecken und Kanten unrund läuft. Mit schönen computergenerierten Landschaften und dem ein oder anderen Monster kann man das leider nicht wettmachen.

Zum Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen schreibe, steht die zweite Staffel bereits in den Startlöchern. Die erste Staffel habe ich schon lange gesichtet und für mich war das Ergebnis recht unbefriedigend. Eigentlich solle man schon, bei einer auf fünf Staffeln ausgelegten Serie, anfangs bereits merken wo die Reise hingeht. Aber da ist nur recht wenig. Klar, auch das Produktionsdesign und die Kostüme sind sehr gelungen, aber dennoch macht das eine spannende Story nicht wett. Stattdessen lässt man Galadriel mitten auf dem Meer von ihrem Schiff springen, nachdem sie kurz vorher ihren „Legolas-Moment“ hatte. Aber eine Elbe kann natürlich die ganze Strecke zurückschwimmen. Richtig Spannung versucht man mit den Vorläufern der Hobbits aufzubauen, die auf einen geheimnisvollen Mann stoßen, der im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel gefallen ist. Gandalf oder nicht Gandalf? Gute Frage nächste Frage. Ach ja, da ist dann noch die Storyline mit dem Elbenkrieger Arondir, der in die Gefangenschaft von Orks gerät, die sich in den Südlanden mit Hilfe von Gräben und Tunneln ausbreiten. Angeführt von jemanden Namens Adar…

Nun, das wäre ja alles schon okay, wenn die Handlung etwas voran gepuscht werden würde. Game of Thrones hatte mit Sicherheit in den letzten Staffeln ihre Schwächen, aber hier wurde die Geschichte von Folge zu Folge oft sehr spannend weitergetrieben. Bei Die Rinde der Macht ergeht man sich eher in langatmigen Landschaftsaufnahmen und drögen Dialogen. Es wirkt alles sehr künstlich hochkaschiert und vor allem seelenlos und blutleer. Ganz anders als Peter Jacksons Filme. Auch die haben ihre Fehler, keine Frage. Aber die machten wenigstens noch Spaß. Eben weil die Neuseeländer einen eher europäischen Hintergrund haben, sind die alten Filme anders geworden und nicht unbedingt Hollywood-Standardware. Wie sie ausgesehen hätten, sieht man nun.

Wie gesagt, die  zweite Staffel der Serie steht in den Startlöchern, die aus Kostengründen diesmal nicht in Neuseeland gedreht wurde. Auch mit den Rechten gab es weitere Probleme, denn die schwedische Embracer Group hat 2022 die Lizenzen für Filme, TV-Serien, Spiele, Merchandise, Themenparks und Liveproduktionen erworben. Diese hat sich, nach eigenen Angaben, auch mit Amazon auseinandergesetzt, die aber auf Angebote nicht eingingen. Dafür hat Warner Brothers sich mit der Embracer Group geeinigt. Das Resultat sind nicht nur neue Filme wie der Animationsfilm The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim und Lord of the Rings: The Hunt for Gollum. Für letzteres hat man nicht nur Peter Jackson als Produzent ins Boot geholt, sondern Fran Walsh und Philippa Boyens werden am Drehbuch beteiligt sein. Andy Serkis wird diesmal nicht nur als Gollum agieren, sondern bei dem Projekt Regie führen. Die soll allerdings nur der Anfang einer ganzen Reihe von Filmen und TV-Serien sein.

Es kommt also Bewegung in Vermarktung von Mittelerde. Vielleicht sogar mehr wie dem ein oder anderen Fan lieb ist. Dabei stellt sich die Frage, ob nicht der nächste Konzern ein beliebtes Franchise zugrunde richtet, wie es beispielsweise in den Augen vieler Disney mit Star Wars gemacht hat. Wir werden es erleben.

Herr der Ringe: Die Ringe der Macht [Staffel 1]
Originaltitel: Lord of the Rings: The Rings of Power
USA 2022
Amazon Prime