Der Exorzist [Roman]

Zugegeben, die Liste der phantastischen Klassiker, die ich unbedingt lesen möchte, wird immer länger. Aber irgendwann hat man die Muse sich einen davon zu schnappen, um dann festzustellen, was man verpasst hat. William Peter Blattys Roman Der Exorzist ist ein solcher Klassiker.

Vor allem wegen der exzellenten Verfilmung von William Friedkin, nach dem Drehbuch des Autors, ist es zu verdanken, dass der Roman nach wie vor präsent ist. Kein Wunder, der Film sorgte seinerzeit für einen handfesten Skandal wegen seiner expliziten Szenen und war lange Zeit auf dem Radar der Jugendschützer. Nicht verwunderlich, denn Der Exorzist stellte Anfang der 70er Jahre etwas völlig Neues im Bereich des Horrors dar und trat eine Welle von ähnlichen Filmen los, wie beispielsweise drei Jahre später Das Omen. Außerdem folgten noch zwei Sequels sowie ein Prequel, von dem es gleich zwei Versionen gibt. 2016 entstand zudem noch eine Fernsehserie zu dem Thema.

In deutscher Sprache erschien der Roman erstmals 1971 und wurde 2001 erneut bei Bastei-Lübbe aufgelegt. Bei der hier besprochenen Ausgabe aus dem Festa Verlag handelt sich um eine ungekürzte Neuübersetzung, die auf der Ausgabe zum 40jährigen Jubiläum des Romans basiert.

Für Dreharbeiten ist die Schauspielerin Chris MacNeil nach Washington bezogen. Sie lebt dort mit ihrer Tochter Regan und ihren Hausangestellten ein relativ beschauliches Leben. Eines Nachts hört Chris auf dem Dachboden seltsame Geräusche, deren Ursache sie zuerst in Ratten sieht. Gleichzeitig ändert das Verhalten ihrer Tochter. Regan wird vom freundlichen, sensiblen Mädchen zu einer wahren Furie und wirft mit unflätigen Worten um sich. Auch häufen sich zahlreiche seltsame Ereignisse rund um das Kind. Ihr Bett scheint zu schweben und als sie eines Abends auf einer Party im Hause MacNeil ungeniert auf den Boden uriniert scheint ein Höhepunkt erreicht zu sein. Chris lässt ihre Tochter von zahlreichen Ärzten untersuchen, doch eine Lösung findet sich nicht. Währenddessen verschlechtert sich Regans Zustand zunehmend. Als ein Freund der Schauspielerin auf der Steintreppe hinter ihrem Haus mit verdrehtem Genick gefunden wird, verdächtigt sie Regan der Tat. Das Mädchen ist schon langen nicht mehr sie selbst und Chris wendet sich an den ihr empfohlenen Pater Karras. Sie bittet den ausgebildeten Psychologen in ihrer Verzweiflung um einem Exorzismus…

Schon von der ersten Seiten an weiß William Peter Blatty zu fesseln. Nicht nur, dass er sich mit dem Thema sehr gut auseinandersetzt, es ist seine kraftvolle Sprache, die den Roman zu einem wahren Lesevergnügen macht. Detailliert geht er auf den Verlauf von Regans „Krankheit“ ein und beschreibt sehr eindrucksvoll deren Verfall, nachdem sie von dem altertümlichen Dämon heimgesucht wurde. Der Autor zeigt eine interessante Bandbreite, die einfach nur fesselnd ist. Etwas trocken sind manchmal nur die Ausführungen über den Hintergrund der Exorzismen, aber das macht er mit einem straffen Handlungsverlauf wieder wett. Und auch wenn mach durch die Verfilmung weiß, wie die Sache ausgeht, Blatty weiß es, seine Leser bei der Stange zu halten.

Dass etwas an Der Exorzist dran sein musste, war klar. Sonst wäre es nie zum dem Filmklassiker gekommen. Auch bietet die Adaption von Blatty selbst nur wenige Überraschungen im groben Handlungsverlauf, aber einige Dinge, die im Film zu kurz kamen, werden im Roman eindringlicher dargestellt. Vater Karras bekommt einige weitere Facetten hinzu. Beispielsweise wird die Beziehung zu seiner Mutter vertieft. Eben solche Kleinigkeiten machen einen Teil des Reizes an dem Buch aus, gerade wenn man vorher schon etliche Male den Film gesehen hat.

Keine Frage, die filmische Umsetzung ist ein Klassiker. Aber auch das Buch selbst hat nach über 50 Jahren nichts von seinem Intensität verloren.  

Der Exorzist
von
William Peter Blatty
erschienen im Festa Verlag im August 2019
mit einen Titelbild von Arndt Drechsler-Zakrzewski
ISBN: 978-3-86552-772-1
ISBN [E-Book]: 978-386552-773-1