Das Ding aus einer anderen Welt [1951]

Nachdem der Einschlag eines mysteriösen Objekts alle elektronischen Geräte einer Station in der Arktis gestört hat, werden Captain Patrick Hendry und seine Crew dorthin entsandt, um den Wissenschaftlern dort mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass es bei dem Verursacher um ein Flugobjekt außerirdischen Ursprungs handelt. Man versucht es zu bergen, doch dabei wird es vernichtet. Doch unweit von dem Wrack findet man ein Mitglied der Besatzung, eingefroren im Eis. Eilig bringt man es zur Forschungsstation, ohne zu ahnen, welches Unheil man sich dorthin geholt hat…

Wie auch schon John Carpenters Remake aus dem Jahr 1982 liegt auch dieser Version die Novella Who Goes There? von John W. Campbell zugrunde. Der Klassiker, der auch in Deutschland in einigen Anthologien zu finden ist, konfrontiert eine Forschergruppe in der Antarktis mit einem außerirdischen Wechselbalg. Es kann nicht nur die Gestalt jedes Lebewesens annehmen, es absorbiert und imitiert sie auch lebensecht. Die perfekte Tarnung, um sich unter die Menschheit zu mischen und diese zu infiltrieren. Keine Frage, die Verfilmung von Christian Nyby und Howard Hawks legt die Vorlage sehr frei aus, weiß aber auch in ihrer Art zu fesseln. Allein schon die klaustrophobische Atmosphäre der Station in der Arktis lässt in dem Zuschauer ein beklemmendes Gefühl aufkommen. Dazu kommt noch ein klassisches Filmmonster, dessen Terror sich gerade an diesem Schauplatz dramatischer auswirkt als anderswo. Nichtsdestotrotz ist Das Ding aus einer anderen Welt, wie viele andere Science Fiction-Filme aus den 50er Jahren, ein Kind seiner Zeit. Nicht nur unterschwellig schwingt die Angst der USA vor einer heimlichen Invasion einer fünften Kolonne mit. Und natürlich müssen die kernigen Helden des US-Militärs dies mit allen Mittel verhindern. Dabei zählt auch die mahnende Stimme der Wissenschaftler nichts, die eine friedlich Lösung suchen. Immerhin hat man es mit einem brutalen Organismus zu tun hat, der vor nichts zurückschreckt.

Bei dem Ausflug des Meisterregisseurs Howard Hawks in die Science Fiction wird oft gefragt, wer bei dem Dreh von Das Ding aus einer anderen Welt das sagen hatte. Hier fungierte er offiziell „nur“ als Produzent. Aber man kann durchaus annehmen wem Regisseur Christian Nyby, der lange als Cutter von Hawks arbeitete, sich unterordnen musste. Auch wenn der Film eher als Low Budget-Produktion daherkommt, erkennt man deutlich Hawks Handschrift. Beispielsweise an der Darstellung der weiblichen Protagonistin, die mit ihrem Selbstbewusstsein eher an die Frauenfiguren in Tote schlafen fest, Haben und Nichthaben und Red River erinnert. Sie wirkt nicht ganz so hilflos wie vergleichbare Charaktere in ähnlichen Filmen, wie beispielsweise in Der Kampf der Welten. Tatsächlich bietet Margaret Sheridan eine sehr gute Darstellung, die sogar Kenneth Tobey als männlichen Hauptprotagonisten die Stirn bieten kann.

Kenneth Tobey, der hier als Captain Hendry zu sehen ist, bietet einmal mehr die solide Vorstellung des harten Kerls, der ein Faible für Sheridans Charakter hat. Ein typischer Held aus den 50er Jahren, der durch nichts zu erschüttern ist. Das wirkt aus heutiger Sicht vielleicht etwas antiquiert, passt aber sehr gut zum Sujet des Films. Tobey, der in vielen Genrefilmen wie Panik in New York (USA 1953) oder Das Grauen aus der Tiefe (USA 1955) mitwirkte, hatte zwar eine sehr solide Karriere, war aber nie ein Star der A-Liste. Dafür wirkte er in zahllosen B-Filmen oder Fernsehserien mit. In seinen späteren Jahren besetzten ihn viele jüngere Regisseure, die mit seinen Rollen aufgewachsen waren. Beispielsweise die Zucker-Brüder in Die Reise mit einem verrückten Flugzeug (USA 1980) oder Joe Dante in Gremlins (USA 1984) oder Das Tier (USA 1980). Auch in einer Folge von Star Trek: Deep Space Nine wirkte er mit.

Tja, und da wäre noch der titelgebende Charakter. Das Ding wird gespielt von James Arness, vor allem bekannt wurde als Marshal Matt Dillon in der legendären Westernserie Rauchende Colts (USA 1955-1975). Der ältere Bruder von Peter Graves (Mission: Impossible) erinnert in seiner Darstellung nicht unbedingt an ein außerirdisches Monster, sondern eher an Boris Karloffs Frankenstein. Das mag zum einen an der tumben Bewegungsweise des Charakters liegen, zum anderen auch an dem ähnlichen Make Up. Dennoch, Arness wirkt als Thing nicht nur agiler, sondern ist auch recht furchteinflößend.

So groß die Freude der längst überfälligen Veröffentlichung von Das Ding aus einer anderen Welt in HD auch war, so ernüchternd fällt die technische Seite der Blu-ray aus. Das oft etwas körnige Bild ist sehr wechselhaft, wirkt keine Sekunde wie richtiges HD. Vielmehr hat man den Eindruck, als ob man die DVD einfach nur hochskaliert hat. Über weite Strecken wirkt es zudem sehr verwaschen und matschig. Aber es gibt auch Szenen, in denen eine mittelmäßige Schärfe zu erkennen ist. Natürlich kann man von einem Film aus dem Jahr 1951 nicht unbedingt Wunder erwarten, aber da wäre mit Sicherheit bei der Restauration noch etwas mehr gegangen. Und wer meint, dass es nicht schlimmer geht, der sollte sich die auf der BD befindliche, absolut unnötige und zudem gekürzte Farbfassung anschauen. Selbst für SD-Auflösung ist die Bildqualität mehr als unbefriedigend.

Sowohl die englische als auch die deutsche Tonspur liegen in DTS-HD Masteraudio 2.0 vor. Man hat den Mono-Ton auf zwei Lautsprecher gelegt, damit wenigstens ein wenig Dynamik aufkommt. Während die deutsche Synchronfassung recht angestaubt klingt, überzeugt die englische Originalversion mit etwas mehr Klarheit und Frische. Aber auch hier sollte man sich das Alter des Streifens vor Augen halten. So gesehen ist das Ergebnis akzeptabel.

Den Reigen der Special Features eröffnet die bereits oben erwähnte, nachkolorierte Fassung des Films in Standardauflösung. Die eher fragwürdige Bild- und Tonqualität macht diese, meiner Meinung nach, überflüssig. Mehr Sinn ergeben die zwei informativen Audiokommentare von Dr. Rolf Giesen und John Carpenter. Dr. Giesen hat, neben Roland Mörchen, auch Texte für das ebenso interessante rund 30seitige Booklet beigesteuert. Außerdem werden noch diverse Trailer und die originalen Pressefotos geboten. Das mag sich auf den ersten Blick etwas mager anhören, aber auf anderen Seite ist die Blu-ray wesentlich besser ausgestattet als ihr Pendant aus der Warner Archive Serie in den USA.

Auch wenn die technische Umsetzung nicht ganz überzeugend ist, das Label Filmjuwelen hat einen guten Job gemacht. So kommt Das Ding aus einer anderen Welt mit einem schicken Cover daher und die Amaray-Hülle steckt zudem noch in einem ebenso schönen Schuber. Der Film selbst ist unbestritten ein Klassiker des Science Fiction-Films, der zwar seiner Vorlage nicht ganz gerecht wird, aber dennoch immer noch sehenswert ist. Er kann durchaus neben dem werkgetreueren Remake von John Carpenter bestehen, da er die Geschichte von einer anderen Warte angeht.

An Ende noch ein Wort über den Sinn oder Unsinn des Anpassens alter Filme. Sei es nun im Bildformat oder mit einer Nachkolorierung. Unter Filmfans ist das oft ein Thema, das manchmal in eine Art Glaubenskrieg ausarten kann. Grade die Unsitte der Neusynchronisation von Klassikern hat bewiesen wie sehr der Schuss nach hinten losgehen kann. Natürlich möchte man dem Zuschauer ein zeitgemäßes Erlebnis bieten. Aber gerade als Filmfan, der sich an den Klassikern in ihrer gewollten Form erfreut, ist eine solche gravierende Nachbearbeitung fast schon ein Sakrileg. Letztendlich lassen solche Versuche im Endergebnis dann auch sehr zu wünschen übrig. Also sollte man die Finger davonlassen.

Das Ding aus einer anderen Welt
USA 1951
Regie: Christian Nyby & Howard Hawks
Darsteller: Kenneth Tobey, Margaret Sheridan, Robert Cornthwaite, Douglas Spencer, James Young, James Arness, u. a.
Region: B
Bildformat: 1.37:1
Ton/Sprachen: DTS-HD Masteraudio 2.0 [Deutsch], DTS-HD Masteraudio 2.0 [Englisch]
Special Features: Audiokommentare, kolorierte Fassung in SD, 28-seitiges Booklet, Original-Kinotrailer, Deutscher Kinotrailer, Pressefotos, Wendecover