Eigentlich ist der vierzehnjährige Hiro Hamada hochbegabt, verschwendet sein Talent aber lieber an illegale Botkämpfe, die er mit seiner technischen Finesse oft gewinnt. Sehr zum Ärger seines älteren Bruder Tadeshi, der ihn dazu bewegen will sein Können nützlicher einzusetzen. Dies gelingt ihm auch, nachdem er ihn seinen Freunden und Studienkollegen am seiner technischen Universität vorstellt. Tadeshi zeigt ihm bei dieser Gelegenheit auch sein eigenes Projekt. Es handelt es dabei um den fluffigen Roboter Baymax, der für den späteren Einsatz als Gesundheitsbegleiter vorgesehen ist. Hiro ist sofort begeistert, muss aber vor der Aufnahme an der Uni noch einen Test bewältigen. Er muss ein eigenes Projekt präsentieren, dessen Originalität ihm die Tür öffnen soll. So entwickelt er die sogenannten „Microbots“, die aus einem ganzen Schwarm von kleinen Robotern bestehen, die wie ein Ameisenstaat zusammenarbeiten und über einen Neurotransmitter gesteuert werden.
Nachdem sich die Präsentation als voller Erfolg erwiesen hat, zeigt der Industrielle Alexander Krei starkes Interesse an den Microbots. Aber Hiro entscheidet sich für einen Platz an der Universität unter Professor Callaghan. Alles ändert sich als ein Feuer ausbricht, bei der Professor und sein Bruder Tadeshi ums Leben kommen. Für Hiro bricht eine Welt zusammen und er zieht sich vollkommen zurück. Als er noch Monaten zufällig Baymax aktiviert, versucht dieser, gemäß seiner Programmierung, dem Jungen zu helfen. Gleichzeitig stößt Hiro auf einen noch aktiven Microbot, der einem unbestimmten Signal folgen will. Mit Hilfe von Baymax findet er heraus, dass seine Erfindung bei dem Brand nicht vernichtet wurde, sondern in Massen produziert werden. Als wäre dies nicht genug werden die beiden von einem Mann in einer Kabuki-Maske angegriffen, der die Microbots unter Kontrolle hat. Nur mit Mühe entkommen Hiro und Baymax. Zuhause angekommen erkennt Hiro, dass er dem Mann in der Maske das Handwerk legen muss. Seine Microbots sollen nicht für irgendwelche finstere Machenschaft missbraucht werden. Er beginnt Baymax mit einigen Extras und baut für sich einen Anzug, der ihn befähigen soll dem Mann in der Kabuki-Maske gegenüberzutreten…
Nicht überall, wo Disney draufsteht, ist auch Disney drin. Im Fall von Big Hero 6, der sich in Deutschland hinter dem etwas sperrigen Titel Baymax – Riesiges Robowabohu verbirgt, stammt die eigentliche Vorlage aus dem Hause Marvel, das seit 2009 zum Imperium der Maus gehört. Interessanterweise gehören die Superhelden aus dem ursprünglich rein japanischen Team eher zu den unbekannteren Figuren aus dem Marvel-Universum. Das mag daran liegen, dass die ursprüngliche Serie relativ kurzlebig war. Auch der Versuch eines Reboots im Jahr 2008 änderte daran nichts. Dennoch erfreut sich Big Hero 6 unter vielen Fans sehr großer Beliebtheit, was auch an den teils skurrilen Figuren liegt, die darin vorkommen.
Für die Verfilmung nahm man allerdings einige gravierende Änderungen vor. Die Handlung wurde in ein alternatives Universum verlegt, in dem San Francisco nach seiner Vernichtung durch das Erdbeben im Jahr 1906 hauptsächlich von japanischen Einwanderern wieder aufgebaut wurde und nun den Namen San Fransokyo trägt. Auch bei einigen Figuren wurden stark bearbeitet, was zum Teil auch rechtliche Gründe hat. Einige Mitglieder der Vorlage, wie der Silver Samurai, sind auch wichtige Figuren bei den X-Men, deren Rechte nach wie vor bei der 20th Century Fox liegen. Also musste abgewogen werden, wer den Weg in den eigentlichen Film finden sollte. Dennoch ist es gelungen ein sehr ansprechendes Team zusammenzustellen, mit dem man sich anfreunden kann.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aus Baymax ist ein mitreißender Familienfilm geworden, der mit liebevollen, teilweise sehr skurrilen Charakteren und einer sehr guten Story aufwartet. Dabei ist alles so gestaltet, dass auch erwachsene Zuschauer ihren Spaß an dem Film haben. Hinzu kommt noch eine handwerkliche Raffinesse, die eindrucksvoll beweist wie weit die Animationstechnik heute ist. Sie wird dabei nicht als Mittel zum Zweck genutzt, sondern dient dazu die Geschichte voranzutreiben. Lobenswert ist auch, dass man auch einige düstere Elemente nicht auslässt, was den verschiedenen Protagonisten weitere Tiefe verleiht.
Auch über die technische Seite kann mich nicht meckern. Sowohl die 3D- als auch die 2D-Version warten mit einen astreinen Transfer auf, der nicht nur durch seine Schärfe beeindruckt, sondern auch durch einen großen Detailreichtum. Ebenfalls Spaß mache die sehr guten Kontrastwerte, die das Bild sehr frisch aussehen lassen. Hinzu kommt noch eine kräftige Farbgebung, die ebenfalls einen positiven Eindruck macht. In 3D wurde der Baymax wohltuend zurückhaltend umgesetzt und beeindruckt durch eine sehr gute Tiefenwirkung. Pop-Out-Effekte sind vorhanden, werden aber ebenfalls dezent eingesetzt. So bekommen beide Blu-ray-Versionen nahezu Referenzcharakter.
Beeindruckend sind ebenfalls die deutsche und englische Tonspur, die in DTS-HD 7.1 abgemischt sind. Die Effekte sind über die Boxen differenziert, der Subwoofer wird gut eingesetzt und die Dialoge sind sehr deutlich im Center platziert. Auch hier werden fast Referenzwerte erreicht.
Die Zeiten, in denen die Zuschauer mit einer Unmenge von Extras überschüttet wurden, sind bei Disney schon lange vorbei. Baymax macht da keine Ausnahme. Allerdings hat man darauf verzichtet die Blu-ray mit „kindgerechten“ Special Features zu spicken. Dafür gibt es kurze Einblicke in die Entstehung des Films und die Beziehung zu seiner Vorlage. Ferner werden noch nicht verwendete Szenen und ein Kurzfilm angeboten, in dem sich Mickey Mouse durch den Verkehr von Tokio quält. Sehr sehenswert ist auch der enthaltene Teaser von Big Hero Six, der aus Szenen besteht, die nicht im fertigen Film enthalten sind.
Das Highlight ist allerdings der mit dem Oscar prämierte Kurzfilm Liebe geht durch den Magen (Feast, USA 2014), der vor allem durch einen knuffigen Charakter und einer sehr schönen, auch etwas kitschigen Story aufwartet. Obwohl der Streifen im Vorprogramm Baymax gezeigt wurde, steht er von der technischen Aufbereitung dem Hauptfilm in nichts nach. Er liegt sowohl in 2D als auch in 3D vor.
Mit Big Hero Six hat Disney nicht nur einen sehr beeindruckenden Superhelden-Film für die ganze Familie gemacht, sondern auch gleichzeitig mit diesem Kniff ein alternatives Marvel-Universum geschaffen, dass sich deutlich von dem bereits bestehenden Marvel Cinematic Universe unterscheidet. Mit seinen gut gezeichneten Charakteren und einer ansprechenden Story unterhält der Film ohne die Intelligenz seiner Zuschauer zu beleidigen. Eben deswegen funktioniert der Film auch für jede Altersgruppe, denn auch er ein oder andere erwachsene Zuschauer kann seinen Spaß daran haben, wenn man sich auf Baymax einlässt. Dazu kommt eine sehr gute technische Ausführung, die ebenfalls einiges für sich hat. Ein inoffizieller Marvel-Film, der seinen offiziellen Kollegen in nichts nachsteht.
Baymax – Riesiges Robowabohu (2D/3D)
Originaltitel: Big Hero 6
Regie: Don Hall & Chris Williams
Darsteller (Stimmen): Scott Adsit, Ryan Potter, T. J. Miller, Jamie Chung, Damon Wayans, jr., Genesis Rodriguez, James Cromwell, Alan Tudyk, Maya Rudolph, u. a. (englische Version), Bastian Pastewka, Amadeus Strobl, Andreas Bourani, Nora Hütz, Daniel Zillmann, Maria Hönig, Ronald Nitschke, Peter Flechtner, u. a. (deutsche Version)
Region: Region A, B, C
Bildformat: 2.39:1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Deutsch, Englisch (DTS-HD 7.1), Italienisch (DTS 5.1)
Special Features: Kurzfilm: Liebe geht durch den Magen, Micky Maus-Kurzfilm: Irrfahrt in Tokio, Making of-Featurettes, Deleted Scenes, Teaser Trailer