Alien Anthology: Aliens – Die Rückkehr

Fast 60 Jahre nach den Ereignissen in Alien wird das Raumschiff mit der tiefgefrorenen Ripley von einem irdischen Schiff gefunden. Nachdem der Erste Offizier der Nostromo wieder zuhause ist und sich etwas eingelebt hat, muss sie sich wegen des Verlusts des Frachters verantworten. Keiner glaubt ihr die Story von dem Alien, dass ihre Crew zur Strecke gebracht hat. Vor allem deswegen nicht, weil die Welt, auf dem die Nostromo-Besatzung das fremde Schiff gefunden hatte mittlerweile von Terraformern besiedelt ist. Als die Verbindung zur Kolonie abreißt, macht man Ripley das Angebot eine Einheit von Colonial Marines als Beraterin dorthin zu begleiten. Sie ergreift die Chance ohne zu ahnen, auf was sie sich einlässt…

Nach dem überraschenden Erfolg von Alien war sowohl den Produzenten als auch der 20th Century Fox klar, dass man den Film von Ridley Scott nicht einfach alleine stehen lassen konnte. Zwar hatte die Centfox bereits einige lukrative Franchises wie Planet der Affen oder Star Wars in ihrem Portfolio, aber warum auf zwei Beinen stehen, wenn man mit drei bequem stehen kann. Außerdem bewiesen die Zuschauerreaktionen wie sehr man auf eine Fortsetzung der Saga wartete. Da Ridley Scott zu diesem Zeitpunkt kein Interesse an einem Sequel hatte, schaute man sich im Umfeld Hollywoods um, wer die mögliche Nachfolge antreten könnte. Besonders ein junger Regisseur fiel auf, dem man nach seinem Erstling keinerlei weitere Chancen eingerechnet hatte. Aber sein nächster Film, ein Projekt für das er alles aus Spiel setzte, wurde zu einem Überraschungserfolg. Mit The Terminator bewies James Cameron wie man mit wenig Geld einen beeindruckenden Film machen konnte. Eben weil das Geld knapp war hatte der Kanadier alles auf Spiel gesetzt, um sein Projekt realisieren zu können. Sogar seine eigenen Rechte an dem Stoff warf er in Waagschale, was sich später als nicht so ideal erweisen sollte. Außerdem hatte er mit The Terminator Arnold Schwarzenegger zu einem absoluten Superstar gemacht. Warum sollte man sein Glück nicht mit diesem Regisseur versuchen?

James Cameron packt das Alien-Thema komplett anders an als sein Vorgänger. Er setzt weniger auf klaustrophobischen Horror, sondern mehr auf harte Action, die den Zuschauer genauso fasziniert. Knallhart und straff inszeniert er harte Military-SF mit schillernden Figuren, die zwar manchmal wie aus dem Handbuch der Marines wirken, aber keine Sekunde nur bloßes Klischee sind. Vor allem der Wandel von Ellen Ripley zur knallharten Heldin ist etwas, was den Film sehr sehenswert macht. Ähnlich wie in seinen anderen SF-Filmen bietet Cameron aber auch eine Vision der Zukunft, die man sehr gut nachvollziehen kann. Man hat hier keine strahlenden Raumschiffe wie in Star Trek, hier wirkt alles etwas gebraucht und auch recycelt. Zusammen mit der neuen Konzeption des berüchtigten Xenomorphs entwickelt sich ein sehr fesselnder Streifen, der nur wenig Zeit zum Luftholen lässt. Cameron zeigt gekonnt wie er mit verschiedenen Stilmitteln aus dem Stoff alles herausholen kann, um qualitativ hochwertiges Spektakel zu entfesseln, wie man es im heutigen Kino oft schmerzlich vermisst.

Bemerkenswert ist auch die Rückkehr von Sigourney Weaver für diesen Film, was nach dem Ende von Alien auch logisch erscheint. Aber wie oben schon erwähnt geht Ripley eine erstaunliche Wandlung durch. Kein Wunder, denn zuerst glaubt niemand ihre Berichte, was sich aber schnell ändern soll. Obwohl sie anfangs nur eine reine Beraterfunktion haben soll, wird sie zur Heldin der ganzen Mission. Weaver durchläuft diese Verwandlung so meisterhaft, dass ihre Leistung mit einer Oscarnomination gewürdigt wurde.

Lance Henriksen, hier als Androide Bishop zu sehen, arbeitete mit Cameron bereits in dessen Regiedebüt Piranha II: Fliegende Killer (Piranha II: The Spawning, USA 1981) zusammen und hatte auch in The Terminator einen Auftritt. Ebenso Michael Biehn, der mit der Rolle des Kyle Reese Filmgeschichte geschrieben hat. Bill Paxton, der hier den überdrehten Private Hudson gibt, war ebenfalls schon in The Terminator dabei und sollte nach Aliens noch in einigen anderen Cameron-Filmen wie True Lies und Titanic mitspielen. Das gilt auch für Jenette Goldstein, die dem Zuschauer als Vasquez im Gedächtnis bleibt. Sie arbeitete später u. a. in Terminator 2 und Titanic. Ebenfalls interessant ist auch die Auswahl von Paul Reiser (Mad About You) als Carter Burke, der sich später in eher romantischen Rollen einen Namen machte und hier aber eine eher zwielichtige Figur gibt.

Ein sehr wichtiger Faktor zur Definition der Atmosphäre eines Films ist, neben einer packenden Handlung, der passende Soundtrack. In Alien hat Jerry Goldsmith die Latte für seinen Nachfolger sehr hoch gelegt, dennoch ist die Wahl von James Horner als Komponist von Aliens eine kleine Überraschung. Im Gegensatz zu Goldsmith stand Horner damals noch am Anfang seiner Karriere, hatte aber schon mehrfach bewiesen, welches Händchen mit actionreicher SciFi hatte. Vor allem die Scores zu Star Trek II (USA 1982) und Krull (GB 1983) haben dies eindrucksvoll bewiesen. Vielleicht war ein weiterer Faktor auch, dass Horner bereits schon indirekt mit James Cameron zusammengearbeitet hatte. Einer seiner ersten Soundtracks machte er für Battle Beyond the Stars (Sador – Herrscher im Weltraum, USA 1980), an dem Cameron u. a. als Art Director tätig war. Später griff der Regisseur für Titanic (USA 1997) und Avatar (USA 2010) auf den Komponisten zurück.

Aber auch wenn die Cast und Crew auf dem Papier gut klang, Aliens entwickelte sich nicht ganz so, wie es sich der kanadische Regisseur vorgestellt hatte. Nachdem Cameron seine Schnittfassung abgeliefert hatte, war dieser der 20th Century Fox viel zu lang. Man drängte den Regisseur zu einer kürzeren Fassung, die dann letztendlich in die Kinos kam und dort für Furore sorgte. Aliens gilt heute immer noch als einer der besten Beiträge Franchises, was vor allem auf seine straffe, oft kompromisslose Inszenierung zurückgeht, die auch in der Langfassung nicht an ihrem Reiz verliert.

Zurückblickend war das Wort Director’s Cut noch keine weitere Werbestrategie, als 1992 die rund zwanzig Minuten längere Fassung von Aliens erschien. Zuvor hatte David Lean Ende der achtziger Jahre seinen definitiven Cut von Lawrence von Arabien (Lawrence of Arabia, GB 1962) präsentiert, der mit sehr großen Erfolg in den Kinos gelaufen war. Die Centfox startete kurz darauf mit der Special Edition von Aliens eine Art Testballon, um den Markt anzutesten. Doch vor dem Schritt den Film nochmal ins Kino zurückzubringen schreckte man zurück. So wurde die Langfassung nur für den Videomarkt aufbereitet, was sich für spätere Erscheinungsformen nicht gerade ideal auswirken sollte.

Die erste DVD-Fassung von Aliens wartete nur mit der Kinofassung auf, weil man damals noch nicht in der Lage war aus dem Master der Langfassung eine entsprechende Qualität zu bekommen. Erst mit der Alien Quadrilogy und später mit der Alien Anthology auf Blu-ray sollte sich das ändern. Allerdings sollte man dennoch keine vollendete HD-Qualität erwarten.

Eben weil die Vorlage einige Schwächen aufweist, ist der HD-Transfer nicht ganz so gut gelungen wie bei Alien. Man bewegt sich allerdings auf einem Niveau, bei der man deutlich eine Qualitätssteigerung gegenüber der DVD bemerkt. Referenzwerte bekommt man nicht geboten, aber ein mehr als passables Bild von oft wechselhafter Qualität. Mal wirkt es erstklassig, mal verrauscht, was vor allem einige der dunklen Szenen betrifft. Schärfe und Kontrast bewegen sich zwischen gut und mittelmäßig. Das Gesamtergebnis ist aber insgesamt sehr zufriedenstellend und passt irgendwie auch zum rauen Look des Films.

Einmal mehr zeigt sich die englische Originaltonspur gegenüber ihrem deutschen Pendant weit überlegen. Der DTS-HD-Sound ist differenziert abgemischt und auch die Effekte sind gut verteilt für einen Film dieses Alters. Zuträglich für die Räumlichkeit des Tons ist auch James Horners düsterer Soundtrack, der dem Film das letzte Tüpfelchen gibt. Die deutsche DTS 5.1-Spur ist formatbedingt nicht ganz so räumlich und ist vor allem im Frontbereich stark. Hier fehlt es vor allem an Dynamik und vor allem an einer klaren Abmischung, da manchmal die Dialoge bei Szenen mit starken Umgebungsgeräuschen etwas schwer verständlich sind. Zumindest in der deutschen Fassung kann Aliens auf Blu-ray nicht so richtig überzeugen.

Wie schon bei Alien findet man einen Teil der Sonderausstattung zu Aliens auf der eigentlichen Filmscheibe. Dazu gehörten, neben der Kinofassung und der Special Edition, 16 entfallene Szenen, ein Audiokommentar von Cast & Crew aus dem Jahr 2003 und eine isolierte Filmmusikspur, die allerdings nur bei der Kinofassung anwählbar ist. Alle anderen Extras wurden auf der fünften und sechsten Disc der Anthology-Box untergebracht. Auf Disc 5 findet man neu produzierte Dokumentationen zu den Filmen, wobei jeder Aspekt der Produktion abgedeckt wird und sehr viele der Beteiligten zu Wort kommen. Auf der sechsten Disc wurde das komplette Bonusmaterial der vorausgegangenen Editionen der Alien-Reihe gesammelt, darunter auch Material aus VHS und Laserdisc-Zeiten, die trotz ihres Alters immer noch von Interesse sind.

Aliens mag auf Blu-ray vielleicht keine optimale Figur machen, aber dafür bekommt man einen weiteren Klassiker geboten, der bis heute unerreicht ist. James Cameron spinnt den Faden um den Xenomorph, sowohl stilistisch, als auch von der Story her, komplett anders um als Ridley Scott. Dabei schafft er ein atmosphärisches, sehr spannendes Meisterwerk des modernen Science Fiction-Kinos, wie man es heute oft vergeblich sucht. Cameron nimmt den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt mit kleinen Pausen mit, auf der man mit den Figuren mitleidet und sich mit ihnen identifizieren kann. Ebenfalls etwas, was man in heutigen Megaproduktionen oft vergeblich sucht. Selbst die Effekte sind fast dreißig Jahre nach ihrer Entstehung auch ohne Einsatz von Computeranimationen sehenswert, was vor allem an den meisterhaft umgesetzten Monstern zu sehen ist, die von Stan Winston (The Terminator I & II (USA 1984 & 1991), Predator (USA 1987) und Jurassic Park (USA 1993)) erschaffen wurden. Er stützte sich dabei auch auf Konzepte von H. R. Giger, der das titelgebende Alien geschaffen hat. Aliens ist ein Streifen, der bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat. Ebenfalls ein zeitloses Meisterwerk.

Alien Anthology:
Aliens – Die Rückkehr
Originaltitel: Aliens
USA 1986/1992
Regie: James Cameron
Darsteller: Sigourney Weaver, Michael Biehn, Carrie Henn, Lance Henriksen, Bill Paxton, Paul Reiser, Jenette Goldstein, Mark Rolston, William Hope, Tom Woodruff, jr., u. a.
Region: Region A, B, C
Bildformat: 1.85 : 1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Deutsch (DTS 5.1), Englisch (DTS-HD MA 5.1, DD 4.1, DD 2.0), Portugiesisch (DD 5.1), Französisch (DTS 5.1), Spanisch (DD 5.1)
Special Features: 2003 Audiokommentar mit Cast & Crew, isolierte Tonspur mit dem Soundtrack von James Horner(nur Kinofassung)
Filmlänge: 137 Minuten (Kinoversion)/154 Minuten (Director’s Cut)