Koshkin und die Kommunisten aus dem Kosmos

Im Januar 1958 stehen die USA immer noch unter dem Sputnik-Schock. Für viele Amerikaner ist die Vorstellung unter einem künstlichen Mond, der zudem noch aus der UdSSR stammt, zu leben, keine sehr angenehme. Natürlich wird das Thema auch journalistisch verarbeitet. In diversen Fernsehsendungen greift man es auf, wobei man gerne mit einigen Experten glänzt, die den derzeitigen Stand der Raumfahrt auf beiden Seiten beleuchten. Einer davon der der schon in vierziger Jahren in USA emigrierte Professor Boris Koshkin. Als ehemaliger, übergelaufener Geheimnisträger ist der Astrophysiker genau der richtige für solche Diskussionsrunde.

Bei einer solchen Gelegenheit trifft Koshkin auf seinen Erzrivalen Wernher von Braun. Für den Russen verkörpert der Deutsche alles, was er in seiner Zeit nicht in den USA erreichen konnte. Vor allem die Tatsache, wie sehr sich von Braun im Licht der Öffentlichkeit sonnt, regt ihn innerlich immer wieder auf. Was eigentlich als eine streng wissenschaftliche Diskussion beginnt, artet dank dem feurigen Temperament des Astrophysikers zu einem persönlichen Schlagabtausch aus. Als der deutsche Raketenwissenschaftler korrekt erkennt, dass Koshkin im Prinzip überhaupt keine aktuellen Kenntnisse haben kann, rastet dieser aus. In Rage geraten behauptet er einen Sternenantrieb entwickelt zu haben, mit dem innerhalb von zwei Tagen zum Jupiter käme. Es fehlten ihm nur die Mittel, um ein solches Projekt zu finanzieren. Wenn das der Fall wäre, könnte der Russe innerhalb von ein Jahr ein entsprechendes Raumschiff konstruieren. Damit würde er dann seine Behauptung unter Beweis stellen. Kaum ausgesprochen bereut Professor Koshkin seine Behauptung. Doch zu spät, denn der TV-Sender will den Bau des Raumschiffs finanzieren…

…und viele Millionen Kilometer von der Erde entfernt überwachen Außerirdische, die Mokkoshin, seit langer Zeit die Erde. Die Diskussionsrunde löst bei den Pflanzenwesen einen wahren Aufruhr aus. Menschen mit einem Sternenantrieb? Das geht gar nicht und muss von ihnen verhindert werden. Es beginnt ein Strudel der Ereignisse, der nicht nur schicksalhaft für Professor Koshkin wird, sondern auch für die gesamte Menschheit.

Hier ist er also. Der langerwartete Debütroman von Ben Calvin Hary. Der saarländische Autor, der bereits mit Beiträgen zu PERRY RHODAN und MADDRAX beeindrucken konnte, legt mit Koshkin und die Kommunisten aus dem Kosmos

seinen ersten längeren Roman in Buchform vor. Schon gleich mit dem ersten Kapitel gelingt es dem Autor den Leser zu fesseln. Gleich zu Beginn geht Hary sehr subtil und mit einem scharfen Blick auf seine Hauptfigur ein, deren gute Ausarbeitung man sofort bemerkt. So leidet man mit dem leicht cholerischen Astrophysiker mit, der nicht nur seine ausgesprochene Behauptung schnell bereut, sondern auch seine geliebte Tochter nicht verlieren will. Vor allem nicht an ihren Verlobten Geoffrey, einem Ingenieur. Der arbeitet an Koshkins Rakete, wird also von ihm gebraucht. Zu der Mischung fügt Hary noch einen dubiosen Nachbarn hinzu, dessen Absichten sehr undurchsichtig sind. Als die vier dann auch noch von den Mokkoshin in den Weltraum entführt werden, spitzt sich die Lage zu. Koshkin und seine Gefährten kommen vom Regen in die Traufe, denn die Außerirdischen entpuppen sich als kommunistisches Obst mit sehr abstrusen Vorstellungen.

Ben Calvin Hary legt einen klassischen Entführungsroman vor, der beim Lesen etwas an Walter Ernstings UFO am Nachthimmel erinnert. Das ist an sich nicht verkehrt, denn gekonnt spielt Hary mit den bekannten Klischees, die er augenzwinkernd mit subtilem Humor garniert. Der Autor lässt seine Protagonisten von einer haarsträubenden Situation in die andere stolpern, wobei er keine Sekunde altbacken wirkt. Ben Calvin Hary legt vielmehr einen sehr kurzweiligen Roman vor, dessen kurzweilige Lektüre nicht nur viel Spaß macht, sondern auch auf ein Wiedersehen mit den Hauptfiguren hoffen lässt.

Koshkin und die Kommunisten aus dem Kosmos
von Ben Calvin Hary
erschienen beim Atlantis Verlag im Jahr 2018.
ISBN: 978-3-86402-620-1 (Softcover)
ISBN [E-Book]: 978-3-86402-631-7

Auch als Hardcover erschienen, das direkt über den Atlantis Verlag bezogen werden kann.