Gorgo – Die Superbestie schlägt zu

Unfreiwillig werden die Schatzsucher Joe und Ryan Zeuge eines Vulkanausbruchs, der die Westküste ins Chaos stürzt. Aber nicht nur der Ausbruch verursacht Probleme. Als weitere Folge wurde ein Ungeheuer aus seinem Schlaf gerissen und terrorisiert nun die Küstendörfer. Die beiden Schatzsucher erkennen ihre Chance: Warum das riesige Tier nicht einfangen und gegen Eintrittsgeld in London ausstellen?

Unter größten Schwierigkeiten gelingt das Unterfangen. Gorgo, wie das Monster getauft wurde, wird als Jahrmarktsattraktion jeden Abend einer großen Menge von Schaulustigen vorgeführt. Bald aber schlagen einige Wissenschaftler Alarm. Bei dem Monster handelt es sich um nicht komplett ausgewachsenes Exemplar. Und wo ein Jungtier ist, ist die Mutter mit Sicherheit nicht weit…

Monster haben in der Filmgeschichte eine lange Tradition, seien es nun Dinosaurier, Riesenaffen oder Außerirdische. Vor allem bei einem jungen und jung gebliebenen Publikum erfreuen sich die Streifen einer großen Beliebtheit. Interessanterweise war Regisseur Eugéne Lourié ein wichtiger Helfer in diesem Bereich. Er zeichnete sich 1952 für The Beast from 20.000 Fathoms (dt.: Panik in New York/Dinosaurier in New York) verantwortlich, in dem Paul Hubschmid sich gegen einen Dinosaurier wehren musste, der durch Atombomben aus seinem eisigen Gefängnis am Nordpol getrieben wurde. Lose basierend auf einer Kurzgeschichte von Ray Bradbury, lebt der Film vor allem durch die exzellenten Spezialeffekte von Ray Harryhausen. Er hauchte dem Monster mit der Stop Motion-Technik Leben auf der Leinwand ein. Gerade deswegen wurde Beast weltweit zu einem großen Erfolg. Gleichzeitig wirkte er auch stilbildend, denn er war einer der massivsten Einflüsse auf die Entstehung eines anderen Monsters, das in Japan 1954 das Licht der Leinwand erblickte und bis heute in über 30 Filmen agierte: Gojira (Godzilla).

Natürlich blieb der riesige Erfolg von Godzilla auch westlichen Produzenten nicht verborgen. Also suchte man auch in den USA und Großbritannien nach Möglichkeiten ein eigenes Monster zu erschaffen. Warum also nicht auf den Mann zurückgreifen, der einen ähnlichen Film schon einmal gemacht hatte?
Lourié hatte tatsächlich eine eigene Geschichte auf Lager, von der man leider am Ende nur wenig auf der Leinwand fand. Das Drehbuch ging durch mehrere Stadien, die der Regisseur allerdings begleitete. Außerdem verzichtete man diesmal aus Stop Motion, sondern arbeitete ähnlich wie in Japan. Ein Stuntman in einem Monsterkostüm, der durch eine Miniaturlandschaft stapft, das reichte Lourié allerdings nicht. Er wollte auch Interaktion mit real gedrehten Szenen zeigen. Nach damaligen Standards ein gewagtes Unterfangen.

Gorgo unterscheidet sich auch in einigen anderen Punkten von ähnlichen Genrefilmen. So ist es die menschliche Gier nach Geld, die Tod und Verderben nach London bringt. Die mahnende Stimme ist ein kleiner Junge, der von Anfang an gegen die Gefangennahme des Monsters ist. Aber keiner hört auf ihn. Untypisch für das Genre ist auch das den Ungeheuern vergönnte Happy End.

Filmhistorisch gesehen ist auch die Auswahl der beiden Hauptdarsteller interessant. Bill Travers gibt hier den gewieften Schatzsucher, der skrupellos Geld mit Gorgo scheffeln will. Travers machte sich später einen Namen als Tieraktivist und ist bis heute unvergessen in seiner Rolle als George Adamson in dem Klassiker Born Free (Frei geboren) aus dem Jahr 1966. Sein Partner wird von William Sylvester gespielt, der 1968 als Dr. Heywood Floyd in Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey (2001: Odyssee im Weltraum) zu sehen war.

Die Beurteilung des Bildes der Blu-ray von Gorgo fällt schwer. Bei einigen Szenen wurde Stockmaterial verwendet, dessen Qualität über weite Strecken nicht gerade berauschend ist. Alles wirkt oft sehr soft.  Allerdings kann die Blu-ray mit einer recht natürlichen Farbgebung punkten. Über den Kontrast kann man auch nicht meckern. Es wirkt alles ein wenig lebendiger wie bei den vorigen Inkarnationen auf DVD.

Beim Ton sollte man keine Wunder erwarten. Die deutsche Tonspur klingt ziemlich angestaubt, oft auch etwas blechern. Die englische Variante ist etwas klarer, aber auch nur unwesentlich besser. Dennoch sind die Dialoge klar zu verstehen.

Beeindruckend ist die Anzahl der ausgegrabenen Extras. Neben dem Trailer in Deutsch und Englisch sowie einer sehr ausführlichen Bildergalerie, werden noch zwei Comics geboten. Kernstück ist jedoch die über 30 Minuten dauernde, sehr sehenswerte Dokumentation The 9th Wonder of the World: The Making of Gorgo, in der sehr intensiv auf die Hintergründe der Entstehung des Films eingegangen wird.

Wer klassische Monsterstreifen mag, ist bei Gorgo an der richtigen Adresse. Er ist zwar nicht so ein großer Klassiker wie King Kong, Panik in New York oder Godzilla, aber wenn man sich auf ihn einlässt macht er richtig Spaß. Gut, Bild und Ton könnten etwas besser sein, aber in Anbetracht seines Alters macht Gorgo doch eine gute Figur. Zudem bekommt man noch eine überraschende Anzahl von Extras geboten, deren überraschende Anzahl noch einige Hintergründe beleuchten. Auf jeden Fall das richtige für einen verregneten Nachmittag oder einen schönen Filmabend mit Freunden.

Gorgo – Die Superbestie schlägt zu
Originaltitel: Gorgo
Großbritannien 1961
Regie: Eugéne Lourié
Darsteller: Bill Travers, William Sylvester, Vincent Winter, Christopher Rhodes, Joseph O’Connor, Bruce Seton, Martin Benson, u. v. a.
Region B
Bildformat: 1.78:1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Extras: Making of-Dokumentation, Bildergalerie, Trailer, Programmtrailer