Alien: Covenant

Die Mission der COVENANT ist eigentlich klar: Das Schiff und seine Crew sollen den Grundstein für eine neue Kolonie der Menschheit im All legen. Deswegen hat man Paare ausgewählt, die sich in ihren wissenschaftlichen Disziplinen weitgehendst überschneiden. Als die Kommandocrew wegen eines Notfalls aus ihrem Kältetiefschlaf geweckt wird, verliert sie nicht nur ihren Kommandanten bei einem Unfall, auch wichtige Systeme sind ausgefallen, die repariert werden müssen. Nachdem man versucht den Verlust zu kompensieren, sieht alles wie reine Routine aus. Doch als während einer Außenmission ein schwacher Notruf aufgefangen wird, ist die Überraschung groß. Zum einen darüber, dass jemand einen Song von John Denver ist als gesendet hat, zum anderen weil er von der schon sehr lange verschollenen PROMETHEUS stammt. Da der Ursprungsort nicht weit vom eigentlichen Kurs des Kolonistenraumschiffs liegt, entscheidet man sich dafür das Schicksal des verschollenen Schiffes zu klären. Keine gute Entscheidung, wie es sich im weiteren Verlauf noch zeigen wird.

Der Begriff „Franchise“ ist spätestens seit Ende der 70er Jahre auch in der Filmbranche ein Begriff. Natürlich gab es auch in der Vergangenheit Fortsetzungen zu erfolgreichen Filmen, aber nachdem Star Wars im Mai 1977 in den Kinos erschien, wurde vieles anders. Zwei Jahre zuvor hatte Steven Spielberg mit Der weiße Hai den Blockbuster geschaffen, doch George Lucas zeigte mit seiner Schöpfung wie man einen Film in eine Marke umwandeln kann, mit der man quasi die Lizenz zum Geld drucken hat. Als Ridley Scott 1979 mit Alien einen sehr ungewöhnlichen Science Fiction-Film ablieferte, ahnte noch niemand wie gut er an der Kinokasse abschneiden würde. Alien übertraf alle Erwartungen und wurde für 20th Century Fox zu einem weiteren Standbein, mit dem man die Kinozuschauer bedienen konnte. Sieben Jahre später lieferte James Cameron mit Aliens eine Fortsetzung, die seinem Vorgänger in Nichts nachstand. Keine Frage, ein weiteres Sequel musste her. Aber die Arbeit an Alien 3 erwies schon in der Drehbuchphase als sehr schwierig. Nachdem man mehrere Autoren und Regisseure verschlissen hatte, wurde ein Drehbuch gebastelt, das sich aus Motiven der diversen Entwürfe zusammensetzte. Bei der Regie entschied man sich für den Newcomer David Fincher, der vorher mit zahlreichen Musikvideos beeindruckt hat. Doch die Arbeit gestaltete sich schwierig, denn die Fox nahm massiv Einfluss auf die Dreharbeiten. Fincher konnte seine Vision des Films nicht umsetzen, distanzierte sich später auch deutlich von Alien 3. Die Quittung für das Chaos kam an der Kinokasse, an der Alien 3 nicht an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen konnte. Ähnlich erging es fünf Jahre später Alien: Resurection, der von dem französischen Regisseur Jean-Pierre Jeunet in Szene gesetzt wurde. Ihm erging es ähnlich wie seinem Vorgänger, was ihn lange Zeit davon abhielt erneut in Hollywood zu arbeiten. Lange Zeit galt das Franchise als tot. Zwar wurde versucht den Xenonmorphen wieder auf die Leinwand zu bringen, was aber nicht gelang. Hoffnung gaben die Comics und Spiele, in denen man den Xenomorphen mit den Predators zusammenwarf. Aber auch die beiden daraus resultierenden Filme fielen eher mittelmäßig bis sehr bescheiden aus. Irgendwann trat Ridley Scott erneut auf den Plan, der sich seiner Schöpfung wieder widmen wollte. Was zuerst als Fortsetzung angekündigt wurde, mutierte zu einem Prequel, in dem die Vorgeschichte zu Alien erzählt werden sollte. Prometheus erwies sich als solider SF-Film, aber als Vorgeschichte zu Alien versagte der Film vollkommen. Dennoch war der Streifen so erfolgreich, dass Scott eine weitere Fortsetzung drehen durfte. Diesmal allerdings machte man nicht den Fehler und ließ das Wort „Alien“ im Titel weg.

Zu einer anständigen Großproduktion gehört natürlich auch eine Novelisierung. In diesem Fall hat man mit Alan Dean Foster einen bekannten Autor gewonnen. Der Autor des Homanx-Zyklus hat sich in der Vergangenheit schon oft als Schreiber für Filmromane betätigt. Auch die Romanadaptionen der ersten drei Alien-Filme stammen aus seiner Feder, was ihn eigentlich für diesen Stoff prädestinieren sollte. Seine Beiträge zeichneten sich durch viel Originalität und Esprit aus, die man bei anderen Werken dieser Art oft vermisste. Doch das ist Vergangenheit; die Gegenwart sieht etwas anders aus.

Die literarische Umsetzung von Alien: Covenant setzt einen Trend Fosters fort, der auch schon bei Star Wars: Das Erwachen der Macht deutlich zu sehen war. Man findet nichts, was Fosters Romane früher ausgezeichnet hat. Vielmehr spürt man schon nach wenigen Seiten, dass es sich hier um eine Auftragsarbeit handelt. Die Charaktere sind keine Sekunde greifbar und bieten auch keinerlei Identifikationspunkte. Vielmehr wird die Handlung wie auf einer Einkaufsliste punktweise abgehandelt. Zwar schildert Foster die ein oder andere Szene schon sehr grafisch, aber im Prinzip ist es egal wie eine Figur stirbt. Hauptsache irgendwas bricht aus ihr heraus oder sie wird auf spektakuläre Weise verbrannt. Natürlich ist der Erzählfluss auch abhängig von der Vorlage, aber man spürt quasi die Unlust, mit der Foster an die Sache herangegangen ist. Wie sein Vorbild verkommt der Roman schnell zu einer langweiligen Nummernrevue, die einem gründlich den Spaß an der Sache vermiest. Hauptsache man hat in den Bücherläden einen Titel stehen, auf dem der Name eines bekannten Autors zu finden ist, der schon seit langem nichts mehr Substanzielles abgeliefert hat.

Sicher, aus einem recht zweifelhaften Drehbuch kann auch der beste Romanautor kein Meisterwerk machen. Aber bei der Lektüre dieser Novelisierung werden die Schwächen der Vorlage sogar noch verstärkt. Einmal mehr fragt man sich in Bezug auf Alien: Covenant, warum soviele schlaue Leute so viele doofe Entscheidungen treffen. Es werden alle Regeln des logischen Menschenverstands und vor allem der natürlichen Vorsicht missachtet, was vorhersehbar in eine Katastrophe mündet. Vor allem auch, weil man auch einem grenzdebilen Androiden mit eigenen Zielen vertraut.

Natürlich kann der beste Autor aus einer zweifelhaften Vorlage kein Meisterwerk schaffen. Was Alan Dean Foster allerdings hier abliefert,  kann man nicht mal mehr als solide handwerkliche Arbeit bezeichnen. Seine literarische Umsetzung steht Ridley Scotts Regiearbeit bei dem Projekt in Nichts nach und hinterlässt nach der Lektüre ein Gefühl verschwendeter Lesezeit.

Alien: Covenant
von Alan Dean Foster
erschienen im Mai 2017 im Luzifer Verlag
ISBN: 978-3-95835-222-3
ISBN [E-Book]: 978-3-95835-223-0
Umfang: ca. 400 Seiten