Alien Anthology: Alien

Beim Heimflug zur Erde wird der Raumfrachter Nostromo von seinem Schiffscomputer umgeleitet, weil er ein Notsignal empfängt. Nachdem die Crew aus dem Kältetiefschlaf geweckt wurde, landet man auf dem Mond eines Gasriesen und stößt dabei auf ein anscheinend notgelandetes Raumschiff. Bei einer näheren Untersuchung findet man im Bauch des Schiffes eine Unzahl von Eiern, deren Herkunft rätselhaft ist. Als eines der Besatzungsmitglieder von Inhalt eines Eis angefallen und an Bord des Frachters gebracht wird, ahnt noch niemand, welche Folgen das für die Crew der Nostromo haben wird…

Es waren einmal zwei junge Drehbuchautoren, die die wahnwitzige Idee hatten, drei ihrer Drehbücher bei einem großen Majorstudio einzureichen. Dabei handelte es sich um SciFi-Stoffe, die damals eigentlich nicht so hoch im Kurs standen. Doch der Erfolg von Star Wars im Jahr 1977 änderte alles. Schon kurz danach begann man sich bei der 20th Century Fox nach einem möglichen Nachfolgestoff umzusehen, denn eine mögliche Fortsetzung von Star Wars  war noch in der Entstehung. Das Produzententeam David Giler, Walter Hill und Gordon Carroll sahen sich noch einmal die drei Drehbücher der von Ron Shussett und Dan O'Bannon an und entschieden sich für einen Entwurf mit dem Namen Starbeast. Total Recall und Minority Report viele Jahre später verfilmt werden. O'Bannon und Shussett hatten ihren Starbeast-Entwurf lose an eine Geschichte von Alfred E. van Vogt angelehnt, in der ebenfalls ein fremdes Wesen vorkommt, dass sich aus dem Brustkorb eines Menschen hervorarbeitet. Beim Rest ließen sie sich von klassischen Horrorstoffen inspirieren und mixten diese zu einem neuen Drehbuch zusammen, das den Namen Alien trug.

Nachdem die Story nun stand, machten sich die Produzenten auf  die Suche nach einem idealen Regisseur für diesen Stoff. Erst kurz zuvor hatte der Engländer Ridley Scott, bekannt für seine innovativ inszenierten Werbespots, mit seinem bemerkenswerten Kinodebüt The Duellists (GB 1977) auf sich aufmerksam gemacht. Sein ungewöhnlicher visueller Stil war es, der für seine Verpflichtung den Ausschlag gab. Scott hatte bis dahin, neben einigen TV-Projekten, über 1000 Werbespots inszeniert. Um Scott herum scharte sich bald auch ein Team, das mit den Vorbereitungen der Dreharbeiten begann. Allerdings fehlte noch eine wichtige Komponente. Wie sollte das Monster aussehen?

Dan O'Bannon hatte bereits beim Schreiben des Drehbuchs eine feste Vorstellung, als er Scott den Bildband Necronomicon von H. R. Giger zur Ansicht gab. Schon als er sich die ersten Bilder des Schweizer Künstlers ansah, wusste er ganz genau, wer dem namenlosen Fremden sein Aussehen geben würde. Aber damit nicht genug, denn Giger sollte auf einen Teil des Produktionsdesigns übernehmen, vor allem den Entwurf des fremden Raumschiffs, auf das die Crew der Nostromo stoßen würde.

Schon oft hat die Centfox gezeigt, dass ihr Geld nicht so locker sitzt. Alien bildet da keine Ausnahme. Deswegen setzte man bei den Darstellern auf nicht so bekannte Namen, die allerdings schon eine solide Arbeit in der Vergangenheit abgeliefert hatten. Zwar wurde Tom Skerritt für die Hauptrolle verpflichtet, aber der wirkliche Protagonist ist der Erste Offizier Ripley, der sich erst kurz vor dem Beginn der Dreharbeiten in eine weibliche Figur verwandelte. Sie wurde mit der damals noch unbekannten Sigourney Weaver besetzt. Ihr zur Seite stellte man eine Riege solider Charakterdarsteller wie Veronica Cartwright, Harry Dean Stanton, Yaphet Koto, Ian Holm und John Hurt.

Als der Film 1979 in die Kinos kam, hatte die Centfox zuerst sehr gemischte Gefühle, die sich relativ schnell verflüchtigten. Alien wurde an der Kinokasse ein großer Erfolg und zu einem der ganz großen Kultfilme des SF-Genres. Ridley Scott vollbracht es mit wenigen visuellen Mitteln eine Atmosphäre des Terrors zu schaffen, die seinesgleichen bis heute noch sucht. Obwohl das Alien im Film nur selten zu sehen ist, fühlt man seine Präsenz in jeder Sekunde. Hinzu kommt noch eine klaustrophobische Inszenierung, die dem Zuschauer keinen Ausweg lässt. Man muss ich sich einfach auf die Story einlassen und sich mittragen lassen. Mit einem Minimum an Brutalität bietet Scott einen Horror, wie man ihn in nachfolgenden Filmen nur selten erlebt hat. Rundherum ein richtiges Meisterwerk.

Seit dem Jahr 2000 hat Alien schon zahlreiche Inkarnationen für den Home Entertainment-Markt erlebt. Höhepunkt war die DVD-Veröffentlichung Alien Quadrilogy, die zum 25jährigen Jubiläum des Films erschien und die Fans gleich mit mehreren Versionen der bekannten Filme beglückte. Selbst Ridley Scott, der als einer der ersten den Director’s Cut als Marketingmittel entdeckt hat, legte noch einmal Hand an seinen Klassiker an, um ihn ein neuen Form zu präsentieren. Die neue Fassung wirkt etwas straffer inszeniert und bietet einige neue Szenen, wie die legendäre Cocoon-Szene, die Alien eine etwas andere Richtung gibt. Dabei blieben einige andere Szenen aus der Kinoversion auf der Strecke, deren Verlust schmerzlich ist. Dabei geht einiges von dem Flair des eigentlichen Klassikers verloren. Welcher Version man den Vorzug geben sollte ist eine Entscheidung, die man selbst treffen kann. Man hat die Wahl zwischen der Kinoversion und dem Director’s Cut.

Diese Auswahlmöglichkeit wurde auch bei der Alien Anthology beibehalten, die seit ihrer Veröffentlichung im Oktober 2010 zahlreiche Inkarnationen in Form einer etwas überschaubaren Anzahl von Editionen bekommen. Tatsache ist allerdings, dass jede dieser Editionen auf dem Master basieren, das für die Anthology angefertigt wurde und man stellt fest, dass Alien nie besser ausgesehen hat. Schon bei den ersten Szenen wird dem Zuschauer ein Bild in Referenzcharakter geboten. Auch wenn Alien mittlerweile über 35 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man ihm das keine Sekunde an. Die Schärfe ist auf sehr hohem Niveau und lässt zahlreiche Details erkennen, die auf Video oder DVD nie aufgefallen sind. Man hat auf eine korrekte Darstellung der Schwarzwerte geachtet und hat bewusst auf den übertriebenen Einsatz von Filtern verzichtet, um es bei einem sehr natürlichen Look zu belassen. Sehr positiv ist auch das Fehlen jeglicher Altersspuren wie Kratzer oder sonstige Beschädigungen.

Alien stammt aus einer Zeit, in der Dolby Surround noch in den Kinderschuhen steckte. Für die Blu-ray hat man natürlich auch den Ton neu abgemischt, was sich vor allem beim englischen Originalton zeigt, der insgesamt etwas räumlicher wirkt. Die deutsche Tonspur ist sehr frontlastig und weist nur wenige Surroundeffekte auf. Die Dialoge sind in beiden Versionen sehr klar verständlich.

Einen Teil der Sonderausstattung zu Alien befindet sich auf der eigentlichen Filmscheibe. Dazu gehören, neben der schon erwähnten Wahl zwischen der alten Kinofassung dem Director’s Cut, zwei Audiokommentare sowie sieben entfallene Szenen, von denen es ein paar in keine der Schnittfassungen geschafft hat. Hinzu kommt für die Kinoversion noch eine isolierte Tonspur mit dem legendären, oft kopierten Soundtrack von Jerry Goldsmith. Alle anderen Extras wurden auf der fünften und sechsten Disc der Anthology-Box untergebracht. Auf Disc 5 findet man neu produzierte Dokumentationen zu den Filmen, wobei jeder Aspekt der Produktion abgedeckt wird und sehr viele der Beteiligten zu Wort kommen. Auf der sechsten Disc wurde das komplette Bonusmaterial der vorausgegangenen Editionen der Alien-Reihe gesammelt, darunter auch Material aus VHS und Laserdisc-Zeiten, die immer noch sehr interessant sind.

Als Basis für dieses Review diente die UK-Version der Alien Anthology, die mit einem wesentlich interessanteren Coverdesign aufwarten kann als die deutsche Facehugger– oder die 2014 erschiene Nostromo-Edition. Das die enthaltenen Blu-rays vom Inhalt her identisch sind, ergeben sich hier keinerlei Abweichungen.

Ridley Scott hat mit Alien einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der Science Fiction mit klassischen Horrorelementen verbindet. Hierbei zeigt er sein ganzes Können, was ihn im Laufe der Zeit zu einem der großen Meisterregisseure der Gegenwart hat aufsteigen lassen. Hinzu kommt noch eine sehr klaustrophobische Atmosphäre, die vom Design H. R. Gigers und von der perfekten Filmmusik von Jerry Goldsmith, verstärkt wird. Die technische Umsetzung auf Blu-ray lässt auch nicht viel zu wünschen übrig, auch wenn der Ton die eine oder andere Diskrepanz aufweist. Egal ob man sich für die Einzel-Blu-ray oder für die komplette Box mit der kompletten Filmreihe entscheidet, einen Fehler macht man beim Kauf keinen. Man bekommt auf jeden Fall ein richtiges Meisterwerk in einer absolut ansprechenden technischen Umsetzung geboten.

Alien Anthology:
Alien
Kinoversion/Director's Cut
Originaltitel: Alien
USA/GB 1979/2003
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Tom Skerritt, Sigourney Weaver, Veronica Cartwright, Harry Dean Stanton, John Hurt, Ian Holm, Yaphet Koto, Bolaji Badejo
Region: Region A, B, C
Bildformat: 2.35 : 1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Deutsch (DTS 5.1), Englisch (DTS-HD MA 5.1, DD 4.1, DD 2.0), Portugiesisch (DD 5.1), Französisch (DTS 5.1), Spanisch (DD 5.1)
Special Features: 1999  Audiokommentar mit Ridley Scott, 2003 Audiokommentar mit Cast & Crew, isolierte Tonspur mit dem Soundtrack von Jerry Goldsmith (nur Kinofassung), 7 Deleted Scenes.

Filmlänge: 117 Minuten (Kinoversion)/116 Minuten (Director's Cut)